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Ihre letzten Stunden waren so ruhig, wie der Einbruch der ersehnten ruhebringenden Nacht nach einem heißen ermüdenden Tage. Inbrünstig nahm sie die Sakramente ihrer Kirche, betete ohne Unterlaß und seufzte mit dem Apostel: Ich habe Lust abzuscheiden, und bei Christo zu sein. Sie hoffte am Weihnachtsfeste sterben zu dürfen, aber ihre Stunde schlug früher, bereits am 16. Dezember des Jahres 999 in ihrem Kloster zu Seltz am Rhein, woselbst sie auch bestattet wurde.

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 Sieh da, ein kurzer Abriß eines Frauenlebens! Was für eine Frau war das! Was für ein Wechsel, welch große Mannigfaltigkeit ist in ihrem Leben! Groß und gut, so möchte man ihren Lebenslauf nennen. Adelheid trug ihre Kronen als eine geborne, ja als eine wiedergeborne und wahrhaft hochgeborne Königin. Ein Mann, ein Sohn, ein Enkel gehen mit und neben ihr durchs Leben, wie nicht leicht neben einem andern Weibe der Geschichte. Aber auch was für Unglück hat sie in ihrer ersten Ehe, und in ihrer zweiten als Gattin, als Mutter, als Großmutter, als Schwiegermutter! Was für Noth theilt sie mit Bruder und Neffen! Und doch ist sie ungebrochen an Kraft, unermüdlich

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/392&oldid=- (Version vom 9.10.2016)