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Eingänge, wie dieser, sind um der Schwachen willen nöthig, welche so oftmals durch Vorurtheile sich selbst den Gesichtskreis des Lebens verengern und sich das Bewußtsein der Gemeinschaft mit Menschen rauben, welche ihnen, so fremd ihre Gestalt aussehen mag, innerlich am Ende doch nicht weniger nahe angehören, als die Heiligen, die ganz nach der Form des protestantischen Lebens in diesem Jahrhundert gestaltet sind.

 Kunigunda war die Tochter Siegfrieds, des ersten Grafen von Luxemburg. Zur frommen Jungfrau herangewachsen und herangebildet, wurde sie von ihren Aeltern mit jenem Herzog Heinrich von Bayern vermählt, welcher im Jahre 1200 zum Kaiser erwählt wurde, als solcher der zweite seines Namens und „der Heilige“ zubenannt ist, – also mit einem Manne, der, bekannt wie einer, doch vielleicht nicht gekannt und erkannt ist nach der Wahrheit, und welchem daher die neuere Geschichtsschreibung, selbst verdächtigen Namens, lieber den Beinamen „Pfaffenknecht“ oder sonst einen dieser Art beigelegt hätte.

 Ehe Kunigunda mit ihrem Gemahle getraut wurde, hatte sie unter seiner eigenen Bewilligung das Gelübde gethan, lebenslänglich, auch in der Ehe, jungfräulichen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/77&oldid=- (Version vom 9.10.2016)