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Ewigkeit lebte, wie die Kaiserin, mußte es bald möglich werden, sich in die Trennung zu schicken. Sie hatte keine Ursache zu trauern, als wäre mit Heinrich II. alles zu Ende, als gäbe es für ihn keine Hoffnung mehr. Sie widmete sich nun um so mehr den Werken der Barmherzigkeit und schonte ihre Schätze nicht. Sie gründete Bisthümer und Pfarreien und Klöster und suchte mit reicher Hand die Noth der Armen und der Leidenden zu wenden. Aber sie war zu sehr von einem höheren Geiste des Lebens ergriffen, als daß sie mit Werken hätte zufrieden sein können; es galt ihr um mehr, als um Schaffen und äußeres Wirken; sie rang nach Freiheit von allem Irdischen und begehrte sehnlich, abgeschieden von jeder Sorge dem HErrn Christus zu leben. Als sich daher an Heinrichs Todestage viele Bischöfe zu Kaufungen versammelt hatten, um die Kirche einzuweihen, legte sie während der Messe ihr kaiserliches Gewand ab, hüllte sich in ein Kleid der Armuth, ließ sich die Haare abschneiden und nahm aus der Hand des Bischofs von Paderborn Ring und Schleier zum Zeichen und Unterpfand ihres Verlöbnisses mit Christo ihrem HErrn. Sie wollte nicht blos ihre Kirche, sondern sich selbst dem Erlöser der Welt

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/79&oldid=- (Version vom 9.10.2016)