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Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet

daß ich sie in solchen Stunden gebrauche und ihrer froh werde.

 Ich spreche: „Mein Gott ich ergebe mich Dir mit Leib und Seele. Ich opfere mich ganz Dir und Deinem Dienste auf.“ Ich überlasse mich Dir, Deinem gnädigen Willen und Regieren mit Leib und Seele, zum Leben und zum Sterben. Was mein Gott will, das g’scheh allzeit etc. Was Gott thut, das ist wohlgethan etc.

 25. Ich danke dir und verstehe nun wohl, wie du’s meinst. Ich sehe auch, daß es erfahren seyn will und nicht blos überlegt. Aber sage mir: Du schickst in deinen Andachtsübungen Gebete, Verse, Sprüche, welche du gelernt hast, zu Gott auf. Wie ist’s nun, wenn einer dergleichen nicht gelernt hat? Du weißt, es war eine Zeit, da man in den Schulen und Kirchen nichts auswendig lernen ließ. Wer nun aus dieser Zeit stammt, der weiß gewiß nichts von auswendig gelernten Gebeten, Versen, Sprüchen.

 Ich denke, es wird keiner leicht zu alt, um Verse oder Sprüche, welche besonders kräftig sind, zu lernen. Wenn es aber auch nicht mehr möglich wäre, so bleibt man eben ohne Sprüche und Verse in der Uebung des inwendigen Lebens. – Du darfst auch wohl deine eigenen Worte und Seufzer mehrmals wiederholen – und wirst es schon nicht lassen können, wenn dir irgend ein Wort oder Seufzer so recht aus der Seele quillt. Jeden Falls ist bei andächtiger Uebung des inwendigen Lebens auch ohne Sprüche und Verse von langer Weile nichts zu fürchten.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet. Druck und in Commission der C. H. Beck’schen Buchhandlung., Nördlingen 1843, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Sabbath_und_Vorsabbath.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)