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Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet

 37. Was unterscheidest du nun bei der Seufzerandacht?

a. Das Loßreissen vom Zeitlichen und die Hinkehr der Seele zu Gott;
b. das sehnliche Verlangen nach Ihm;
c. das brünstige Forschen, Fragen und Ausschauen nach Ihm;
d. das Seufzen und Flehen zu Ihm, welches mir alleine übrig bleibt, wenn ich mehr nicht thun kann.

 Der 63. Psalm gibt Licht und Anleitung zu dieser Andacht des Seufzens:

 „Gott, Du bist mein Gott! a. Früh wache ich zu Dir. b. Es dürstet meine Seele nach Dir. Mein Fleisch verlangt nach Dir in einem trockenen und dürren Lande, da kein Wasser ist. c. Daselbst sehe ich nach Dir in Deinem Heiligthume, wollte gerne schauen Deine Macht und Ehre. Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an Dich. d. Meine Seele hanget Dir an.“

 38. Wie mancherlei sind die Seufzer?

 Je nach der Beschaffenheit des Herzens, aus welchem sie emporsteigen, sind sie entweder Seufzer der Betrübniß oder der Freude, der Liebe, der Hoffnung, der Verwunderung etc.

 39. Wenn nun einer in der Seufzerandacht sich zu Gott naht, so muß er doch die Seufzer nur aus seinem Herzen nehmen. Die Seufzerandacht scheint also jedenfalls den Gebrauch eines Betbuchs nicht zuzulassen.

 Sofern einer seine Seufzer in Worte einkleiden kann, die er in einem Buche gelesen oder aus einem

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet. Druck und in Commission der C. H. Beck’schen Buchhandlung., Nördlingen 1843, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Sabbath_und_Vorsabbath.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)