Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Vorträge über die Worte JEsu Christi vom Kreuze.pdf/128

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den treffenden Schluß auf dich nicht machst, und dein Vertrauen nicht darauf setzest? Man kann doch nach aller Arbeit und Mühe des HErrn nimmermehr selig werden ohne Glauben, so wenig man eine Gabe genießen kann, die man nicht empfangen mag. Es kann auch niemand, der zum Eßen geladen ist, an die Stelle des Eßens irgend eine andere Thätigkeit setzen, man wird nicht satt, als durchs Eßen, und nicht selig, außer durch die gläubige Aneignung des Opfers JEsu und Seiner heiligen Opfergabe. Glauben, geistlich eßen, geistlich-leiblich eßen im Sakramente, hinnehmen, sich schenken laßen und empfangen, das ist es, wovon allein die Rede sein kann, und man muß daher gewis zu den Ausdrücken: „allein aus Gnaden, allein durch Christum“ den bekannten dritten hinzusetzen: „allein durch Glauben“ Es darf auch niemand der Meinung sein, daß man mit diesem dritten Ausdruck eine pur menschliche Thätigkeit zu einer gedoppelten lauterlich göttlichen setze, denn der Glaube ist zwar die menschliche Thätigkeit des Empfangs, aber diese menschliche Thätigkeit selbst liegt über die menschliche Möglichkeit hinaus, und es muß uns erst durch das Wort und den darin waltenden Geist der Glaube gegeben werden, ehe wir ihn üben, und um durch ihn unser Heil ergreifen zu können. Gehört es daher zu den Folgen des großen Wortes JEsu: „es ist vollbracht“, daß wir nun glauben sollen und das ewige Heil uns aneignen, so werden wir auch, um den Glauben zu finden, den in Christo JEsu ruhenden und selig machenden, dem Worte stille halten müßen, uns demselben nicht entziehen dürfen, sondern seine Wirkungen aufnehmen müßen, durch welche allein Licht, Freude und Vertrauen des Glaubens in uns hergestellt wird.

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