Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/16

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gackernden Lausekerle merken es ordentlich, daß ich kein eigentlicher Frankfurter bin, denn eine von ihnen hat heute vor acht Tagen, da ich aus der Abendkirche kam, trotz des Chorrocks mein Bein mit dem Schnabel gefunden. Es ist nur gut, daß es nicht Helene war, sonst würdest Du erschrecken. Nun aber überliefere ich mich der roßhaarenen und federnen Streu. Ich habe mich genug gepredigt, gesungen, gecopuliert, gelehrt und zuletzt mit gehörigem Ernst Deiner offenbarungshungrigen Helene Offenbarung 18–22 vorgelesen.

 „Grüße alle etc. von Deinem

Löhe.“ 


 Auch die Pflichten ihrer Stellung als Pfarrfrau begriff sie rasch und vollständig. Vor allem gieng sie der Gemeinde mit gutem Beispiel im Besuch des öffentlichen Gottesdienstes voran. Sie war eine eifrige Hörerin des göttlichen Wortes, die gerne wie Maria zu Jesu Füßen niedersaß. Selbst mehrmaliges Hören des Wortes Gottes in der Predigt an Einem Sonntag ermüdete sie nicht. „An Sonntagen“ – schreibt Löhe aus der ersten Zeit seines Ehestandes an seine Schwiegermutter – „ist Deine Helene meist recht vergnügt. Sie hört drei bis vier Mal predigen ohne Zeichen des Widerwillens und obendrein freiwillig. Der Helenen angewiesene Pfarrstuhl ist zwar groß, aber nicht schön gelegen, sie kann von ihm aus den Prediger nicht sehen. Dennoch hat sie ein Wohlgefallen an ihm, wie ihr denn leicht Alles gefällt, sogar am Ende der schlechteste Theil der Pfarrei, der Pfarrer.“ Besonders gern nahm sie an den alle 14 Tage stattfindenden Abendgottesdiensten in dem lieblich gelegenen Filialdörfchen Wernsbach theil. Wenn die beiden Gottesdienste in Dettelsau abgehalten waren, gieng es nach Wernsbach. Ganze Züge von Kirchgängern sah man in später Nachmittagsstunde dem auf sanfter Anhöhe gelegenen, das friedliche Thal zu seinen Füßen beherrschenden Kirchlein zuströmen. Der Rückweg wurde zur

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)