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Bemerkungen willen auch für den Seelsorger von Wichtigkeit. Wir möchten außer den schon genannten Neuendettelsauer Briefen im Jahrgang 1858 des Correspondenzblattes der Gesellschaft f. i. M. noch auf die lehrreiche Unterweisung über Privatbeichte und deren verschiedene Arten aufmerksam machen, die sich im Hausbuch[1], II. Theil, S. 264–269 findet, und auch in die „Prüfungstafel“ übergegangen ist.

 So sehr indessen Löhe die Privatbeichte schätzte und empfahl, so war er doch – wie schon das oben mitgetheilte Bruchstück aus den „Neuendettelsauer Briefen“ zeigt – nicht gemeint, der sogenannten allgemeinen Beichte ihr Recht abzusprechen. Er erkannte im Gegentheil den Segen der der allgemeinen Beichte vorangehenden Beichtansprachen an, durch welche oft der bei unsern Landleuten so häufige Mangel eigner Bereitung einigermaßen erstattet, die Herzen zur Buße erweckt und für den Trost der Absolution empfänglich gemacht werden könnten. Darum hielt er an den Sonnabenden vor Abendmahlssonntagen die übliche Beichtvesper mit freier Ansprache, und wie oft wurde ihm da verliehen, die Herzen gewaltig zu rühren, sie mit dem Hammer der Bußpredigt zu zerschmeißen und Sehnsucht nach Gnade und Vergebung in ihnen zu erwecken. Welcher Schatz tieferbaulicher Schriftanwendung und seelsorgerlicher Weisheit würde dem christlichen Volke geboten werden können, wenn Jemand diese Beichtansprachen mit der Feder hätte festhalten können und wollen!


  1. Der zweite Theil des Hausbuches, 1859 erschienen, gehört zu dem Herrlichsten, was Löhe geschrieben hat. Wer wissen will, was Löhe für ein Ideal des christlichen Gemeindelebens in der Seele trug, muß von diesem Buch, namentlich der herrlichen Einleitung S. 1–108, Kenntnis nehmen. Leider scheint dieses Buch in weiteren Kreisen kaum bekannt geworden zu sein.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/172&oldid=- (Version vom 1.8.2018)