Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/173

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 Hier würde auch der Ort sein, ein Wort von der Art und Weise zu sagen, wie Löhe Zucht übte. Da wir aber im nächsten Band auf denselben Gegenstand zurückkommen müssen, so versparen wir eine eingehendere Darstellung bis dahin und begnügen uns hier damit, die leitenden Grundsätze Löhe’s betreffs der Kirchenzucht und seine Zuchtpraxis selbst kurz zu skizzieren. Löhe’s Grundsätze waren folgende: „Die Zucht ist eine Aeußerung der persönlichen und gemeindlichen Bruderliebe. Sie ist jedes Christen Recht und Pflicht.

 „Die Befolgung der Zuchtordnung des HErrn Matth. 18 ist wesentlich von der sittlichen Beschaffenheit der Gemeinde, von dem in ihr herrschenden Gemeingeist, von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, kurz von dem Maß der in ihr waltenden Bruderliebe abhängig.

 „Wo die Gemeinden, wie in den Massenkirchen, diesen Anforderungen nicht entsprechen, fehlt die Voraussetzung des Matth. 18 gegebenen Zuchtbefehls, d. h. es kann wol der erste und zweite, aber nicht der dritte Grad der Vermahnung vollzogen werden.

 „Unerläßlich aber auch in diesem Fall, weil unabhängig von der sittlichen Beschaffenheit der Gemeinde, ist dasjenige Maß von Zuchtübung, welches in den Amtsbefugnissen eines Haushalters über Gottes Geheimnisse gegründet und daher auch ohne Mitwirkung der Gemeinde auszuüben ist.

 „Das unerläßliche Minimum, weil das Wesentliche der Zuchtübung, ist die Abendmahlszucht, die darüber wacht, daß öffentliche unbußfertige Sünder nicht zum Tische des HErrn zugelassen werden.

 „Die Kirchenvorsteher als Vertreter nicht des schlechteren, sondern des besseren Theils der Gemeinde sollen dem Pfarrer helfen, Abendmahlszucht zu üben.“

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)