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Liebe der Sängerin zum HErrn, die diese Stimme so eindringlich machte.“

 Auch wenn es für irgend einen wohlthätigen Zweck etwas zu erarbeiten galt, war sie der einigende Mittelpunct des weiblichen Theils der Gemeinde. „Frau Helene“ – schreibt Löhe einmal bei einer solchen Gelegenheit an seine Schwiegermutter – „wird nun eine große Rockenstube anlegen. Die Weiber und Mädchen sollen schönes Garn zum Verkauf für die Stiftungscasse spinnen – das wird schnarren. Drüber hin wird meine Stimme allerlei Erzählungen zur Unterhaltung schnarren. Wir wollen nämlich die Orgel an die Wand rücken lassen, dann bekommt man Männerstühle, welche sehr fehlen, Platz für den Chor, und der Unfug hinter der Orgel hört auf. Die Orgel selbst muß auch repariert werden. Da muß man was erspinnen, damit der gute Zweck erreicht werde.“

 Wem wird man es noch zu versichern brauchen, daß Löhe an der Seite einer solchen Gattin fröhliche Tage verlebte? Sein Tagebuch aus dieser Zeit ist denn auch Beweis, wie sein Herz voll Dankes gegen Gott war, daß er ihm in seiner Ehe einen solchen Brunnen der Freuden im Jammerthale quellen ließ. Auch seine Briefe an seine Schwiegermutter geben reichlich Zeugnis von der Liebe der beiden Ehegatten zu einander und dem aus diesem Borne immer neu ihnen zufließenden Glück. „Deiner Helene“ – schreibt er einmal an die Mutter derselben – „scheinen die rosigen Tage der Jugend erst in der Ehe recht zu kommen; denn ihr glückliches, arg- und sorgloses Temperament überläßt sich oft einer Fröhlichkeit, welche zuweilen Mutwille wird. Sie würde unglücklich sein, wenn ich ihr weniger Liebe merken ließe, sie ist recht für die Ehe gemacht, denn sie kann nur mit dem Manne glücklich, nur mit ihm so traurig sein, daß sie von der Traurigkeit nicht erdrückt wird. Gott gebe ihr

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)