Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/212

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betitelt. Einmal – doch nicht in Löhe’s Gegenwart – behauptete der Geist, er könne auch beten. Er begann in lästerlicher Weise das V. U. zu verunstalten: Vater unser, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe im Reich der Finsternis!

 Endlich gieng der erste Artikel und nach noch größeren Schwierigkeiten auch der zweite und dritte. So erstarkte die Person nach und nach und wuchs geistlich wie ein Kind heran. Schließlich wurde es ihr auch möglich, in die Kirche zu gehen und das Sacrament zu empfangen. Nach etwa 20 Wochen konnte sie Dettelsau geheilt verlassen. Der Verlauf ihrer Heilung war ganz von der Art, wie ihn Löhe in seinem Ev. Geistlichen beschreibt, wenn er dort II, 312 sagt: „Wird das Haus voll Licht und Lebens, das zuvor voll Dunkelheit oder Zwielicht gewesen ist, so wird es dem höllischen Bewohner in demselben nicht mehr wohl sein und er wird es vielleicht verlassen, ohne alle die leidigen und beschwerlichen Demonstrationen, welche der zweite Weg (des Exorcismus) mit sich bringt.“ Die Person, an welcher dies alles vorgieng, lebt heute noch, ist an einen Bürger des Städtchens F. verheiratet, wo sie der Landmann, aus dessen Munde wir unsern Lesern diese Besessenheitsgeschichte nacherzählen, vor einigen Jahren besuchte, und ist seit Jahrzehnten völlig von ihrer dämonischen Plage frei.




 Wir wollen im Folgenden einige uns eingehender berichtete Fälle dieser Art mittheilen.

 Ein Bauernsohn aus der Altmühlgegend, welcher zeitlebens frisch und gesund gewesen war, bekam von einem alten Weib eine Wurst zu essen. Sehr bald darauf wurde er leidend und bekam Zufälle, die jedermann für dämonischer Art halten mußte. In solchen Fällen pflegt das Landvolk nicht den Arzt oder den Geistlichen zu rufen, sondern man geht zu einem alten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)