Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/245

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 Seiner Schwester, die ihm die Nachricht von der Erfolglosigkeit seiner Meldung nach Fürth geschrieben hatte, antwortete er: „Zwar kenne ich auch die Fabel vom Fuchs, welcher die Traube nicht mochte, die er nicht haben konnte. Ich darf aber doch sagen: Deinen Willen, mein Gott, leide ich gerne – wenigstens in diesem Fall. Ich habe mich gefürchtet, es möchte mir die 3. oder 4. Pfarrstelle von Fürth bestimmt sein. Ich habe meinem Hausgesinde bei Tisch die Nachricht gesagt, und es freut sich alles darüber. Dreimal hab ich mich nun in bald 10 Jahren weggemeldet, und der HErr hat mir meinen Platz immer hier behalten. Seine Gedanken werden mir klar, und ich will zu Seinem gnädigen Versagen ein fröhlich Amen sprechen.“

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 So war und blieb denn Dettelsau Löhe’s irdische Stätte bis zu seinem Tode. Und er weilte nicht blos notgedrungen, sondern gerne an dem armen Orte. Mit jener ihm eigentümlichen Gabe, auch an dem Unscheinbaren Reiz und Anmut zu entdecken, wußte er auch der landschaftlich dürftigen Umgebung Dettelsau’s Geschmack abzugewinnen. Vor allem erfreute er sich der wunderbar tiefen Stille, die über dem abgeschiedenen Dorfe liegt, durch welches selbst heute noch nicht einmal eine Districtsstraße führt. Wenn er (Richter 18, 27) von der stillen Landschaft um Lais her las, mutete ihn das ganz dettelsauisch-heimatlich an. Den weiten Horizont, den Blick über die doch mannigfaltig abgestufte und von dem blauen Rand des fränkischen Höhenzuges eingerahmte Landschaft, den nächtlichen Anblick des sternenbesäten Firmamentes, das in weitem Bogen sich über der Dettelsau wölbt, haben auch weitgereiste Menschen zuweilen schön gefunden. Ein Spötter meinte freilich einmal: auf der Lüneburger Haide habe man das noch besser. Aber Löhe war, wie gesagt, mit dem sparsamen Reiz der Natur Dettelsau’s zufrieden, so zufrieden, daß er im Diaconissenkalender

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)