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Misbräuche der Verwaltung) nicht gehoben werden können, ja daß die großen Bewegungen selbst Mehrung dieser Uebel bringen. Und noch mehr vergißt man den Zorn Gottes über den großen Abfall, mit welchem diese großen Bewegungen so nahe zusammenhängen, dessen Ausgeburt sie großentheils sind, wie sich mir diese Ueberzeugung immer mehr und schrecklicher aufdrängt. Das ganze Gebäude der neuen Hoffnungen scheint mir auf einen moderigen Grund gebaut zu werden. Ich möchte keine Hand dabei haben und lasse mir’s nicht nehmen, daß es ebenso das Weiseste wie das Frömmste ist, wenn die Kirche Gottes gestrenge Neutralität bei allem Beginnen zeigt, soweit es nur die theure Pflicht des Bekenntnisses erlaubt. Es wird ohnehin bald gebieterische Pflicht werden, daß die Kirche in den Kampf geht; denn diese Freiheit ist nur den Gottlosen vermeint und den Knechten Gottes erwächst eine tausendköpfige Tyrannei. Ich meinerseits bin auf alles gefaßt.

 „Man spiegelt sich jetzt gerne in den nordamerikanischen Verhältnissen. Und doch ist dort alles anders. Unübersehbare, fruchtbare, noch unbebaute Landstrecken geben die Möglichkeit, dem Pauperismus der großen Städte ein glückliches Loos unzähliger Landbewohner entgegenzustellen: unsere materiellen unvermeidlichen Uebel sind dort nicht. Und die religiöse Freiheit, die mir meines Theils erwünscht kommt, kam dort nicht von Deutschkatholiken und Lichtfreunden, sondern von viel ernsteren, unschuldigeren Händen. Ich sehe jetzt überall Gottes Gerechtigkeit und fürchte deshalb die neuen Saaten und für sie. Dort ist alles anders, wie mich däucht.

 „Ueberlassen wir auch hierin Dem, der das Regiment behält und dem keine Rotte nach der Krone greifen kann, alles und jedes.




Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)