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komme!“ den Vorrang haben; echte Vaterlandsliebe, die nicht aufreibt, ruhig und stark ist, kommt aus dem Heiligtum.

 „Leb’ wohl und hasse und verachte nicht Deinen

W. L.“ 




An Liesching, am 8. Januar 1849.

 „Im vergangenen Jahre habe ich’s recht empfunden, wie man vereinsamen kann. Wie giengen da die Meinungen auseinander! die liebsten Freunde wußten sich nicht mehr zusammen zu finden. Das Vaterland und die Politik, die Hoffnung auf zeitlich Glück und Aufschwung deutscher Nation trat in den Vordergrund, und bei manchem erwies es sich, daß er zuvor am Religiösen und Kirchlichen nur in Ermangelung solcher Dinge, wie sie heuer (1848 meine ich) kamen, Theil genommen hatte. Mein Satz: ,die Kirche allezeit und allewege voran‘ hat mir manchen Unwillen und die Erkältung manches Herzens gebracht. Ich kann ja dennoch meinen Satz nicht lassen. Und daß ich mit dem nackten, wirkungslosen Bekenntnis nicht zufrieden sein wollte, daß ich – und zwar eben jetzt, Zucht beantragte, das scheuchte wieder einen Haufen von mir, und es half mir gar nichts, wenn ich die Zucht nicht als Strenge, sondern als Liebe erklärte. Mir war immer, als stünden die Leute auf dem Kopfe und könnten über ihren Bauch nicht hinweg zum Himmel sehen. Was man mir sagte, es überzeugte mich nicht, und so bin ich denn ein Jahr älter und einsamer geworden mit meinem, so scheint’s mir, guten Recht und kann mir nicht helfen. Ich bin wol traurig, aber ich meine, ich müßte weiter gehen und habe deshalb meine wenigen näheren Freunde aufgefordert zu einem gemeinsamen Zeugnis gegen die Schäden der Kirche, die wir sehen. Wir wollen unser Zeugnis bei der zu erwartenden Generalsynode ablegen. Zugleich will

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)