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werde. Wie solche Erneuerung zu geschehen habe, ergibt sich einerseits aus der Natur des kirchlichen Handelns überhaupt, andererseits aus der Natur der eigentümlichen Verderbtheit, von welcher die Kirche im einzelnen Falle befreit sein will. Was die letztere betrifft, so ist es nicht die öffentlich geltende Lehre, in bezug worauf es einer Erneuerung der Kirche bedarf, sondern das ihrer Lehre nicht entsprechende Gemeinleben... Fragst Du mich nun, welche Stelle des bisherigen christlichen Gemeinwesens ich für die vor allem der Erneuerung bedürftige ansehe, so antworte ich: diejenige, an welcher sich immer noch zeigt, wie wenig bewußt und richtig die Kirche zur Volkskirche geworden, und welche fortwährend in der lutherischen Kirche ein dunkler, der sonstigen Lehrklarheit unteilhaftiger Punkt ist. Jede Erneuerung des kirchlichen Gemeinlebens, welche nicht von der Konfirmation ausgeht, kann nur vorübergehend oder in kleineren Kreisen Gestalt gewinnen. Hätte die Kirche, als sie Volkskirche ward, das richtige Verhältnis dieser Handauflegung zur Taufe erkannt, so hätte sie Volkskirche sein können, ohne doch zu verweltlichen. Und wird dieses Verhältnis jetzt erkannt und richtig in’s Werk gesetzt, so erhalten wir Gemeinden, wie Du sie mit Recht begehrst, ohne daß doch die verderbten Volksmassen ausgeschlossen oder verlassen werden müssen. Das Verhältnis der engeren und weiteren Gemeinde, der fideles und der catechumeni, dient dazu, so lange die Kirche in dieser heidnischen Welt zu leben hat, ihre Volksmäßigkeit und ihre Heiligkeit zu versöhnen.“

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 Der Brief des Professors Thomasius vom 30. März 1849 ist wesentlich desselben Inhalts mit dem Briefe Hofmann’s, nur in wärmerem Tone gehalten. Er beklagt die unsägliche Verwirrung in den Gemeinden, die notwendig entstehen würde – und zwar gerade bei den frommen und bekenntnistreuen Gliedern, wenn ein Teil der besten Glieder der lutherischen Kirche von derselben ausgehen wolle und zwar nicht von den Lästerern und Widersachern

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/313&oldid=- (Version vom 1.8.2018)