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allen Artikeln des christlichen Glaubens“ mit der Schrift übereinstimmend befinde, während man sich doch vorher über den zwar trivialen aber gemeinverständlichen Ausdruck „in allen Artikeln der christlichen Glaubens- und Sittenlehre“ geeinigt habe. Er fragt, ob nur zufällig oder absichtlich vom Leben keine Rede sei? (Es lag ihm nämlich daran, konstatiert zu sehen, daß auch sein Verlangen nach Zucht und Ordnung des Lebens ein bekenntnismäßiges sei). Schließlich erklärt er sich bereit, auch fernerhin Frieden zu halten und Liebe zu üben, auch mit Freuden pater peccavi zu sagen, wenn er mit göttlichen Gründen überwiesen würde.

 Hierauf erwiderte Hofmann in einem Briefe vom 13. Juni 1849, daß er und Thomasius sich bewußt seien, den Sinn ihrer Unterredung mit Löhe nach bestem Wissen und Gewissen getreu wiedergegeben zu haben. Die Form der Verpflichtung so zu fassen wie Löhe vorgeschlagen, habe man sich in der Fakultätsberatung nicht entschließen können, da es sich für eine wissenschaftliche Körperschaft nicht gezieme, eine weder durch das Herkommen gerechtfertigte, noch wissenschaftlich zu rechtfertigende Verpflichtungsform zu beantragen. Glaubens- und Sittenlehre sei ein Schulsystem, und Artikel der Sittenlehre gebe es überhaupt nicht. Den von ihnen gewünschten Ausdruck „Thatsachen des christlichen Glaubens und Lebens“ hätten sie nur um seiner Unbräuchlichkeit willen fallen lassen. Er fürchte, Löhe sei gegen jedermann und jegliches mißtrauisch geworden und werde dieser gewiß nicht apostolischen Sinnesweise nicht eher ledig werden, als bis sich sein Herz aus der Enge einer möglichst eingeschränkten und unwandelbaren Kirchengemeinschaft wieder zu der Kirche erhoben haben werde, welche dazu geschaffen worden sei, die Welt selig zu machen. Wenn Löhe behaupte, noch nicht mit göttlichen Gründen widerlegt worden zu sein, so möge er ihm erlauben zu sagen, daß es eben nicht bloß des Widerlegens, sondern auch des Ueberführens bedürfe, was oft allzu schwer halte etc.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/329&oldid=- (Version vom 1.8.2018)