Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/330

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 Dies war das Ende des Versuchs Löhes, sich in der für ihn zur Lebensfrage gewordenen kirchlichen Angelegenheit mit der theologischen Fakultät in Erlangen zu verständigen: Verstimmung beiderseits und größere Entfremdung der Gemüter als vorher. Hier hat die beklagenswerte Spannung zwischen der theologischen Fakultät in Erlangen und Löhe, hier auch die zunehmende Vereinsamung des Lebensganges Löhes ihren Grund, welche erst im letzten Jahrzehnt seines Lebens, als er vorzugsweise dem Gebiet der christlichen Liebesthätigkeit seine Kraft zuwandte, einer allgemeineren Anerkennung wich.

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 Wie viel leichter als solcher Widerspruch von Brüdern ließen sich jene plumpen und pöbelhaften Angriffe in öffentlichen Blättern verschmerzen, deren Gegenstand Löhe damals war! So berichtete z. B. die Mittelfränkische Zeitung vom 30. April 1849 ihren Lesern, daß „der pietistische Chorführer, Pfarrer Löhe, der seinerzeit in einer von ihm in Nürnberg gehaltenen Predigt schon in dem trüben Blick der Ochsen den Beweis der Erbsünde habe finden wollen, die Absicht habe, über die Unterzeichner der Ghillanyschen Adresse den kleinen Kirchenbann auszusprechen. Er mache es den Nürnberger Geistlichen zum Vorwurf, in der Sache viel zu lax verfahren zu sein. Die meisten Geistlichen Nürnbergs hätten seine Zumutungen mit Entrüstung abgelehnt, nur zwei seien bereit, darauf einzugehen und hätten sich zu diesem Zweck eine Abschrift der Liste der Unterzeichner jener Petition von Ansbach kommen lassen. Falls sie ihr Vorhaben aber ausführen wollten, so sollten sie wissen, daß sie die längste Zeit in Nürnberg Geistliche gewesen seien.“ Das von pöbelhaften Kraftausdrücken strotzende Pamphlet schließt mit folgendem nicht mißzuverstehenden freundschaftlichen Wink: „Wenn aber ein so arroganter Bursche von seinem Dorfe in unsre Stadt gelaufen kommt, um 800 Bürger in den Bann zu erklären, so möchte man ihm wohl vor dem Thore ein Bündel Heu vorwerfen und ihn

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/330&oldid=- (Version vom 1.8.2018)