Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/334

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welcher man in jener Petition an die Generalsynode sich – für mich und die Sache ein Greuel – auf die elenden Grundrechte berufen hat, die in Bayern nicht einmal Gesetzeskraft haben. Wie es aber jetzt steht, so hat der König von Gottes und Rechtswegen noch Schirmpflicht und Schirmrecht. Wenn daher das Oberkonsistorium billiges Verlangen widerrechtlich abschlägt... und in eklatanter Weise, ohne daß weitere Mahnung und Warnung indiziert ist, seine Pflicht versäumt, so muß man an den König gehen und zwar unmittelbar. Der Inhalt dieser Bittschrift könnte nichts sein als 1) einleuchtende Darstellung der Art, wie das Oberkonsistorium pflichtwidrig handelt und 2) Bitte um Bildung eines neuen Oberkonsistoriums, indem das gegenwärtige unter diesen Umständen alles Vertrauen verwirkt habe... Einen andern Weg sehe ich nicht. Die Alternative von Bleiben oder Gehen muß ich – ich wiederhole es – für mutwilliges Vorgreifen erklären. Ich halte überhaupt diese ganze Art von prickelnder Unruhe, eine neue Kirche machen zu wollen, für ein Fieberprodukt der Zeit, nicht für eine Geburt aus Gott. Ich will lieber wie ein Hund an Lazari Schwären lecken, als den kranken Leib der Kirche liegen lassen und mir in meiner Hütte gleichviel ob geistliches Wohlbehagen oder leibliches Martyrium schaffen.“

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 Auch von anderer Seite ward Harleß um Vermittlung angegangen und so veranlaßt, zum ersten mal der kirchlichen Bewegung und dem Streit der Parteien innerhalb der bayerischen Landeskirche näher zu treten, zu dessen Beilegung, als einige Jahre später der Bruch unvermeidlich erschien, ihn das Vertrauen des Königs an die Spitze des Kirchenregimentes berief. Ohne Löhes Vorwissen lud nämlich v. Tucher bei Gelegenheit des Missionsfestes im Jahre 1849 Harleß zu einer Besprechung mit Löhe in seinem Hause ein. Löhe, der anfangs unter dem Eindruck des oben mitgeteilten Briefes von Harleß an Bachmann wenig Lust bezeigte, dieser Einladung Folge

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/334&oldid=- (Version vom 1.8.2018)