Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/417

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möge ihre Erklärung nicht als einen Beweis von Trotz und Widerspenstigkeit, sondern von Offenheit und Redlichkeit ansehen.

 Auf diese Eingabe erfolgte keine Antwort des Kirchenregiments mehr. Gutes ließ diese unheimliche Stille die Unterzeichner der letzten Eingaben nicht erwarten. Indes sie waren auf beides gefaßt, zu bleiben oder zu gehen. „Könnt ich Ihnen doch – schreibt Löhe an v. Maltzan am 12. Mai 1852 – von einer günstigen Wendung in unsern kirchlichen Angelegenheiten berichten! Aber da ist wenig Aussicht. Das Oberkonsistorium entläßt die jungen Verweser, welche auf unserer Seite stehen, ohne weiteres und mit gereizter Bitterkeit und macht keinerlei Anstalt, bessere Zustände herbeizuführen. Es haben sich hie und da Leute, Pfarrer insonderheit, zusammengethan und sich, wenn nicht allerdings, doch in vielen Stücken für uns bekannt; auch sie sind zum Teil schon mit Suspension bedroht. Unsre eigene Eingabe soll nun dem Ministerium vorliegen. Was kommt, können wir erwarten. – Ich wünsche einen Schritt vorwärts zu drängen, diesen Sommer über Parochial- und Beichtverhältnis zu schreiben, Grenzen zu ziehen, nachzuweisen, daß die Landeskirchen nur dann Leben bewahren können, wenn sie das Beichtverhältnis lösbarer machen, wenn bei aller Stetigkeit des Parochialverhältnisses die Gläubigen hin und her sich um die Altäre solcher Geistlichen scharen dürfen, welche kirchlichen Sinnes sind. Im Beichtverhältnis liegt für die, welche versuchen wollen, in den Landeskirchen zu bleiben, die letzte Zuflucht. Leider aber fürchte ich, daß man in nicht sehr ferner Zeit aus den Landeskirchen selbst wird flüchten müssen. Mir ist immer, als müsse es dann zum Salz der Welt neue Waldenser oder böhmische Brüder geben, als könne je länger je weniger das kirchlich Gute auf der breiten Basis der Landeskirche erhalten werden. Dominus providebit!

 Löhe wußte nicht, daß während er dieses schrieb, das Schwert

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/417&oldid=- (Version vom 1.8.2018)