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Die Wendung zum Besseren.

 Endlich im Herbst des Jahres 1852 trat die erwartete Wendung der Dinge ein. Am 30. September dieses Jahres berief König Max II. den damaligen Oberhofprediger in Dresden, Harleß, an Stelle v. Arnolds, der in den Ruhestand versetzt wurde, an die Spitze der obersten Kirchenbehörde Bayerns. Die Gründe, die ihn zur Annahme dieses Rufes bewogen, legt Harleß im 2. Bändchen seiner „Bruchstücke aus dem Leben eines süddeutschen Theologen“ dar. „Der namentlich seit 1849 sich steigernde Zwiespalt zwischen Löhe nebst seinen entschiedenen Anhängern in der Geistlichkeit und der Mehrzahl der übrigen Geistlichen, der theologischen Fakultät und dem Kirchenregiment hatte bedenklich an Schärfe zugenommen und drohte mit den mißlichsten Eventualitäten. Schon lag im Kabinet ein vom Kultusministerium befürworteter Antrag der obersten Kirchenbehörde auf Amtsentsetzung Löhes und mehrerer seiner eifrigsten Anhänger und nur die königliche Sanktion und Unterschrift fehlte noch. Traf diese Suspension ein, so schien eine kirchliche Separation als mit Gewißheit bevorstehend. Der bisherige Oberkonsistorialpräsident, Nachfolger des im Jahre 1848 durch den Zeitsturm aus seinem Amte verdrängten v. Roth, ein sehr tüchtig geschulter Jurist, erschien der Behandlung kirchlicher Fragen als keineswegs gewachsen. Auch sonst waren Stellen im Oberkonsistorium und Kultusministerium so besetzt, daß man weitere Mißgriffe zu besorgen hatte. Der König selbst machte mir gegenüber geltend, daß er in Bayern niemand habe, der sich als ein bis zu gewissem Grade beiden streitenden Parteien geltender Vertrauensmann zwischen den Riß stellen und die drohende Spaltung verhindern könne. Und dieses Argument mußte ich in soweit gelten lassen, als auch ich keinen Personalvorschlag zur Besetzung der Präsidentenstelle zu machen wußte. Die Quieszierung des bisherigen Präsidenten war

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/419&oldid=- (Version vom 1.8.2018)