Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/420

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beschlossene Sache. So, aus Liebe zur heimischen Kirche, überwand ich meine anfänglichen, nicht ungerechtfertigten Bedenken.“

 Mit Harleß’ Berufung an die Spitze des bayerischen Kirchenregiments trat fürs Erste ein Stillstand in dem kirchlichen Kampf ein. „Wir hier in Bayern – schreibt Löhe am 14. Februar 1853 an Dr. Petri in Hannover – warten nun auf Harleß’ Wirken. Es ist eine Zeit der Stille und doch auch des Hoffens.“ Schon einige Monate vorher hatte er an Liesching geschrieben: „Wir warten nun hier in Bayern auf Besserung. Wir warten, aber wir schlafen nicht. Wir sind zu lang und zu ernst im Kampfe gewesen, als daß wir unverrichteter Dinge zu Grabe gehen möchten. Aus Menschenvertrauen ergibt sich mancher bei uns dermaßen dem Schlaf, daß er schon jetzt, ehe noch die Probe aufs Exempel gemacht ist, gar nicht mehr sieht, daß und wo es fehlt.“

 Man sieht aus diesen brieflichen Äußerungen, daß Löhes Erwartungen von Anfang an nicht allzu hoch gespannt waren. „Am Ende – schreibt er um dieselbe Zeit an Baron v. Maltzan – zerbricht Harleß’ Kraft am Hindernis wie in Sachsen. Wenn aber nicht, wenn unsre Hoffnung hinausgeht: was ists? Der Mensch wird nicht anders durch neue Ordnungen, und wo keine Wasser sind, helfen auch die Gräben nichts, die man zum Wässern anlegt. Dominus providebit.

 Dazwischen überkamen ihn auch wieder hoffnungsvollere Stimmungen, wie z. B. wenn er anfangs 1853 an Baron v. Maltzan schreibt: „Von Harleß’ Wirksamkeit in München liegen zwar durchaus keine Thatsachen vor, aber Verheißungen sind genug vorhanden, zu viel als daß es bloß leere Worte sein könnten.... König Ludwig liest meine Sachen, namentlich ,Unsere Lage‘ und sagt, es sei kein Wunder, daß wir austreten wollten. Auch von der Pfordten hat sich bei einem Freunde grad für uns ausgesprochen. Wir leben eben von der Zukunft und ihrer Hoffnung.“

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/420&oldid=- (Version vom 1.8.2018)