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 Harleß selbst fand bald die Schwierigkeiten seiner neuen Stellung und die Hindernisse kräftigen Vorwärtsgehens größer, als er wohl anfangs gedacht hatte. Seine nächsten Bestrebungen giengen auf Herstellung einer der lutherischen Kirche würdigeren Gottesdienstordnung und eines neuen Gesangbuchs an Stelle des untauglichen, rationalistischen Machwerks, das damals im Gebrauch war. Schon hiebei stieß er auf manche hemmende und lähmende Gegenwirkung. Doch durfte er da und dort auch Anfänge der Besserung sehen, welche ihn in der Hoffnung weiteren Gelingens bestärkten. In einem Brief vom 29. März 1853, in welchem er Löhe um sein Privatgutachten über den ihm gleichzeitig zugesandten Agendenentwurf bittet, schreibt er unter anderm: „Gottes Gnade hat einiges bereits gegeben. Was daran noch fehlt oder mir von anderer Seite hineingepfuscht worden ist, sehe ich nicht an. Das durch Gottes Gnade Geschenkte ist so geartet, daß die weitere und vollkommere Lösung nicht ausbleiben kann. Das Erste ist, daß die Reformierten diesseits des Rheins des bisherigen Synodalverbands enthoben sind und ihre eigene Synode nebst Moderamen erhalten.... Das Zweite ist die Genehmigung der konfessionellen Umgestaltung des Missionsvereins. An diese haben sich einige mir nicht liebe Klauseln gehängt, von welchen ich jedoch glaube, daß sie von selbst fallen und dann am wenigsten schaden, wenn man sie schweigend ignoriert. Wenn ich ein Paar gute Stiefel geschenkt erhalte, frage ich nicht darnach, ob einiger Kot an den Sohlen hängt. Den streife ich später ab, wenn ich die Stiefel anhabe. Folgere aber daraus nicht, daß ich nicht am rechten Orte zugleich gesagt, was alles an diesen Genehmigungen fehle, was ich nicht gutheißen könne und was später noch anders werden werde und müsse.

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 Wenn das alles hinaus ist, wird und muß mit größerer Reinigung im eigenen Hause vorgeschritten werden. Da muß ich eines sagen: Die Sache ist leichter und schwerer als man sichs gedacht

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/421&oldid=- (Version vom 1.8.2018)