Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/423

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie des rechten Kirchenmannes. Ohne sie gibt es keinen Anstoß zu einer kräftigen Bewegung nach dem das vornen ist. Dies hat am unumwundensten der Mann anerkannt, der durch Löhes Vorwärtsgehen und Vorwärtsdrängen am ersten sich gestoßen fühlen konnte und auch wirklich fühlte: Harleß. Er schrieb in einem Brief vom 11. September 1855 an Löhe: „An jener Thätigkeit, welche der Verein (die Löhesche Gesellschaft für innere Mission) den ausgeschiedenen lutherischen Gemeinden in Deutschland zuwendet, konnte ich nie Anstoß nehmen. Die providentielle Fügung, welche diese Ausscheidung herbeiführte, hat für die Landeskirchen bereits vielfach als heilsames Salz gewirkt. Ich mag nur jene Separation nicht, welche der Väter und des eignen Herzens Mitschuld an gegebenen Übelständen zu ignorieren scheint, die Providenz gewordener Verhältnisse außer acht läßt, auf die Geltendmachung vorhandener kirchlicher Rechte verzichtet, grundsätzlich das Gehen dem Ausgestoßenwerden vorzieht und Kirchen machen will. Von diesen Dingen habe ich Dir nie etwas zugetraut, wohl aber etwas von zu viel Ungeduld. Darin will ich mich um so lieber geirrt haben, je mehr ich weiß, daß ohne Deine „Ungeduld“ es mit vielen Dingen bei uns schlimmer stünde als es jetzt steht.“

.

 Dem neuen, ihm verwandteren Geist gegenüber, der mit Harleß’ Berufung an die Spitze des bayerischen Kirchenregiments in dieses Kollegium eingezogen war, änderte sich selbstverständlich auch Löhes Stellung zu demselben. Indessen bildete Löhe und der Kreis der ihm zunächst stehenden Geistlichen, auch nachdem sich die kirchliche Lage in Bayern günstiger gestaltet hatte, dennoch (wenn der Ausdruck gestattet ist) „des bayerischen Kirchenregiments getreue Opposition.“ Dies zeigte sich sofort bei der nächsten Generalsynode, die im Jahre 1853 vom 2. bis zum 20. Oktober in Bayreuth abgehalten wurde.[1]


  1. Ein nicht unwichtiger Teil des bayerischen Kirchenkampfes spielte sich in den Versammlungen des Centralmissionsvereins in Nürnberg ab, [418]
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/423&oldid=- (Version vom 1.8.2018)