Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/466

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sind und zu dem guten Weizen gehören, mit ausrottest.“ Gesetzt also auch, wir erfänden Maßnahmen, das Salz in der einen Lade wohl zu sichern, und in die andere das Fleisch zu legen, so käme doch nur auf unsere Rechnung, wenn durch unsere Fürsorge das letztere faul würde. Der Hauptpunkt aber bleibt immer der, daß keine Kirche als oberste Regel aufstellen kann und darf, sie gebe es den in ihr Getauften und Konfirmierten frei, sich nach Belieben diesen oder jenen, gläubigen oder ungläubigen orthodoxen oder heterodoxen Hirten anzuschließen. Das scheint aber als möglich gedacht; denn es ist ausdrücklich von rationalistischen Pfarrern und rationalistischen Gemeindegliedern die Rede, welche sich gegenseitig unter Genehmigung zusammenschließen mögen. Soll wirklich darin die Wahrung unserer Pflicht und die Heilung der bestehenden Schäden gefunden werden?

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 Was aber ist zu thun? Ich antworte zunächst: Man halte die Regel aufrecht, mache sie aber nicht zu einem Banne, der einesteils geängstete Gewissen unbedingt und falsch bände, andernteils verhinderte, daß geheime Schäden zu tage kommen und pflichtvergessene Geistliche zur Verantwortung gezogen werden. Es ist mir bis jetzt kein Fall bekannt, wo man durch Verbot, ein Beichtverhältnis zu lösen, beunruhigte Gewissen geschädigt hätte. Aber das könnte ich unter allen Umständen nicht gutheißen, daß man von vornherein jede Verpflichtung zur Ordnung aufhöbe und im Bestreben, Gläubigen und Wohlgesinnten die Wege leicht zu machen, zugleich den Übelgesinnten, Widerwilligen oder vielleicht auch nur Neuerungssüchtigen Zügel und Zaum abnähme. Anders aber läßt sich nicht die Wirkung eines allgemein gehaltenen Rescripts über freie Wahl des Beichtvaters denken. Denn wenn man dasselbe auch noch so sehr mit einschränkenden Bedingungen umgäbe, so trüge es doch, so man sich nicht für jeden einzelnen Fall höhere Entscheidung vorbehielte, die Natur eines Freipasses an sich, aus

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/466&oldid=- (Version vom 1.8.2018)