Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/509

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seinen Sieg und einen größeren für möglich haltend, pochte auf sein Recht als Gemeindeglied, in der Pfarrkirche zu Neuendettelsau getraut zu werden. Das so mühsam zu Wege gebrachte Dimissoriale schien augenblicklich völlig unnütz, und die Aufhebung der Suspension in unbestimmte Ferne gerückt. Erst nach mehreren Wochen war dieses Hindernis glücklich beseitigt. Und so ergieng denn anfangs August an den Pfarrer der Braut die Weisung, die Trauung B’s. vorzunehmen, an den Bräutigam, denselben um die Trauung zu bitten, an die geistlichen Unterbehörden, die Suspension aufzuheben. Damit trat die Sache für Löhe in ein zweites Stadium, das er selbst als das mühevollere bezeichnete. Löhe fühlte jetzt, wo ihm die Rückkehr ins Amt wieder offen stand, erst recht die Schwierigkeit seiner ferneren Amtsführung in der Gemeinde Neuendettelsau, welche sich zwar dem größten Teile nach, wie früher in ähnlichen Fällen, richtig benommen hatte, in welcher aber doch durch die Suspension die kleine Partei der Widerwärtigen sehr gestärkt worden war. Dazu kam die Überlegung ob er, bereits mit einem Fuß außerhalb des Amtes in der Landeskirche stehend, wieder in dasselbe zurücktreten solle. Seiner Neigung nach wäre er am liebsten gar nicht mehr Pfarrer gewesen. Die Verbindung mit der Gemeinde Neuendettelsau, welche er für eine göttliche hielt, bestimmte ihn jedoch, das mögliche zu thun, um noch fernerhin ihr Hirte bleiben zu können. Hiezu schien es aber Löhe durchaus nötig zu sein, daß von Seiten der Kirchenbehörden auf den Bräutigam und die Partei der Widerwärtigen, die sich ihm angeschlossen hatte, in zurechtweisendem Sinne eingewirkt werde. Es mußte wenigstens dem Bräutigam sein Unrecht bezeugt, und der Gegenpartei der Wahn genommen werden, als stünden die Behörden hinter ihr, und als dürfte sie sich bei ihrem sündlichen Widerstreben gegen das Wort und die Führung ihres Pfarrers des Wohlgefallens und Schutzes der Oberen getrösten. Daher wünschte Löhe ein züchtigendes Wort

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/509&oldid=- (Version vom 1.8.2018)