Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/529

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kompromiß mit der in der Landeskirche herrschenden Abendmahlsmengerei ausgelegt. Indessen widerlegt Löhes ganzes späteres Verfahren in Abendmahlssachen diese Meinung auf das bestimmteste. Worin er sich einigermaßen geändert hat – wenn man eine Änderung heißen will was gesunde Entwicklung und ein innerlich notwendigen Fortschritt war –, das bezeichnet er selbst einmal als Fortschreiten von einem mehr dogmatischen, symbolmäßigen zu einem „sakramentalen Luthertum“. In einer Konferenz von gleichgesinnten Amtsbrüdern (am 3. Oktober 1865) sagte er unter anderm: „Ich bin noch derselbe gute Lutheraner wie früherhin, aber in mehr innerlicher Weise. Früher ist mir Luthertum so viel gewesen als Bekenntnis zu den Symbolen von A–Z, jetzt birgt sich mir das ganze Luthertum in das Sakrament des Altars, in welchem nachweisbar alle Hauptlehren des Christentums, insonderheit die reformatorischen, ihren Mittel- und Brennpunkt haben. Nicht so sehr die lutherische Abendmahlslehre, sondern sakramentliches Leben, und die durch reichlichen Genuß allein ermöglichte Erfahrung von dem Segen des Sakramentes ist mir jetzt die Hauptsache. In den Worten „sakramentales Luthertum ist mein Fortschritt bezeichnet.“

 Ich teile diese Äußerung mit auf die Gefahr hin, sie von Übelwollenden mißdeutet zu sehen, und darf das um so unbesorgter, als ich durch einige schriftliche Äußerungen Löhes aus seinen letzten Lebensjahren den Beweis zu erbringen vermag, daß er seinen konfessionellen Überzeugungen in Sachen des heiligen Abendmahls bis zum Tode ohne Wanken treu geblieben ist.

 Es sei hier zunächst ein Brief Löhes vom Jahre 1867 mitgeteilt. Derselbe ist an einen Geistlichen in B. gerichtet, der damals eine hervorragende Stellung unter den s. g. „Lutheranern in der Union“ einnahm, mit deren kirchlichen Anschauungen und Bestrebungen sich diejenigen Löhes vielfach innig berührten, während er sich freilich andrerseits durch seine konfessionelle Richtung von

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/529&oldid=- (Version vom 1.8.2018)