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als conditio sine qua non eines gewissenhaften Verbleibens in der Landeskirche geltend machen wollte, so entschieden sie seine Ansicht, daß der gegenwärtigen Praxis und den gefaßten Synodalbeschlüssen nach, eine wahrhaft lutherische Kirche in Bayern nicht bestehe und nur auf dem Wege der Separation hergestellt werden könne, als eine höchst irrtümliche und befangene verwerfen mußten, so konnten sie sich doch nicht verbergen, daß hinsichtlich der beiden angegebenen Punkte allerdings noch manches zu wünschen übrig sei, und daß, wenn diese Wünsche Befriedigung fänden, nicht bloß der Kirche überhaupt und an und für sich ein wesentlicher Dienst geleistet, sondern insbesondere auch die Gefahr, viele ihrer thatkräftigsten Diener und Glieder zu verlieren, von ihr abgewendet würde. Sie versprachen daher, mittelst unserer Fakultät die Bitte um eine zweckmäßige Form der Verpflichtung der Geistlichen auf das kirchliche Bekenntnis und um ein entschiedeneres kirchenregimentliches Auftreten den offenbaren Lästerern der bestehenden kirchlichen Glaubensgemeinschaft gegenüber selbst an die oberste Kirchenbehörde gelangen zu lassen.

 Diesem Versprechen und ihrem höchst dankenswerten Bestreben eine große Gefahr von unserer Kirche abzuwenden, haben sie Genüge geleistet, indem sie die in beiliegender Eingabe verzeichneten Anträge zur Vertretung an uns brachten. Die Fakultät hat über diese Anträge gemeinsame Beratung gepflogen, und erlaubt sich das Resultat derselben einem königlichen Oberkonsistorium in folgendem vorzutragen.

 Was fürs erste die Verpflichtungsfrage betrifft, so erscheint der Fakultät zweierlei als unleugbar, nämlich:

1) daß unseren Verhältnissen gemäß, welchen zufolge das Predigtamt auch von nicht ordinierten Kandidaten ziemlich selbständig ausgeübt wird, eine Verpflichtung schon vor der Ordination und bei der Aufnahme in die Kandidatur eintreten sollte, und
2) daß unsere ordinatorische Verpflichtung, „die Lehre des Evangeliums nach den Bekenntnissen der Kirche lauter und rein verkündigen zu wollen,“ insofern einen Mangel verspüren läßt, als sie eben nur promissorischer, nicht aber zugleich und vor allem auch
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/549&oldid=- (Version vom 1.8.2018)