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so nämlich, wie ich in Anbetracht der sieben Erlanger Abendmahlsgäste zu verfahren wagte: so würde man das Prädikat „lutherisch“ gewiß in Zweifel ziehen müssen.

 Für den unterthänigst gehorsamst Unterzeichneten fragt sich nur, ob er nicht formaliter gefehlt hat, indem er den obgenannten Sieben das Sakrament reichte.

 Ich kenne nun ganz wohl die im Amtshandbuch vorgeschriebene Form, kraft welcher bei Lösung des beichtväterlichen Verhältnisses die Hauptsache in die Hände des Dekans gelegt ist. Auch werde ich mich gerne dieser Form unterwerfen, so wenig sie vielleicht insgemein beachtet wird und so sehr sich in vorkommenden Fällen die Natur des Beichtverhältnisses, welches rein auf Vertrauen beruht und deshalb die Sache zweier Kontrahenten und ihres freien Willens sein muß, dagegen sträube. Welche Anwendung soll nun aber von dieser Form gemacht werden, wenn man es mit dem Universitätsprediger zu thun hat, und namentlich, wenn es die wandernde Bevölkerung der Universität und nun gar Studierende von der Art, wie die in gegenwärtigem Fall mit ihm zu thun haben? Der Universitätsprediger hat eine Ausnahmsstellung, bei der vielleicht der Fall eines Beichtvaterwechsels nicht einmal vorgesehen ist. Dürfte mans wagen, dem Dekan eine Differenz der Art zur Lösung und Entscheidung vorzulegen? Es war mir leid, mit so flüssigen und zarten Verhältnissen in Berührung zu kommen, und gewiß: ich würde in großer Verlegenheit gewesen sein, wenn nicht die Bitte um Abendmahlsgenuß in der hiesigen Gemeinde von Leuten ausgegangen wäre, die selbst eine Ausnahmsstellung haben, nemlich von Studierenden, die kein festes Beichtverhältnis bindet, – von zu sechs Siebenteln dem Ausland angehörigen Studierenden, von Studierenden, die größerenteils, so viel ich weiß, dem Kandidatenstande angehören, von Studierenden, die größerenteils Religionsgesellschaften angehören, deren ganze Existenz auf einem Gegensatz gegen Synkretismus und gemischte Abendmahlsgemeinschaft beruht....

 Unter diesen Umständen konnte und durfte ich mich, so scheint es mir, bei der mündlichen Erklärung der mir mit Ausnahme eines einzigen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 559. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/565&oldid=- (Version vom 1.8.2018)