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Lieben möchte in den Wegen der Welt ein Wohlgefallen finden. Ja, sie hat viel geweint, viel getrauert um Seelen!

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 Daß sie der Jammer dieser Erde nicht glücklich machte, versteht sich wohl von selbst. Daß sie von dem Glücke dieser Erde nicht satt wurde, habe ich ihr bezeugt. Aber sie fand, nachdem sie lange gesucht hatte, das Heil, das ihr Herz begehrte, und die Seelenstillung, die sie lange gesucht hatte. Sie lernte den HErrn kennen und Sein heiliges Wort. Sie rang darnach, Ihn zu ergreifen, gleichwie sie von Ihm ergriffen war, und sie ergriff Ihn. Nun gab es Freude. Ja, ich darf wohl bezeugen, daß ich nur äußerst wenige Menschen gefunden habe, welche so ganz zur Theilnahme an geistlichen Freuden geschaffen waren, wie sie. Sie konnte sich freuen, wie sich Wenige freuen können. Die Welt freut sich ihrer Eitelkeiten so lebhaft nicht, wie sie sich ihres Heilandes freute. Indes sie litt an den Nerven seit jenem ersten Nervenfieber, ja, es brachte es ihre natürliche Anlage mit. Da drückte oft die irdische Hütte den zerstreuten Sinn. Da half ihr keiner von all den Aerzten, die gebraucht wurden, nur das gewaltige Wort des ewigen Freundes riß sie aus ihren Traurigkeiten, machte ihre Seele immer wieder still und fröhlich. Sie erfuhr es an sich, daß der Herr alle Traurigkeit in Freude verwandele. Christus wurde ihr je länger je mehr Alles in Allem. Keine leibliche Entbehrung, keine zeitliche Entsagung wurde ihr schwer, wenn sie nur Jesum hatte und Sein heiliges Wort. Die Lehren des Evangeliums erfuhr sie an ihrem Herzen, darum waren sie ihr nicht pure Meinungen, über die man wohl disputieren könnte. Sie konnte ihrem bittersten Feind mit heiterer Anmut die Hand reichen, wenn sie ihn zu demselben theuren Glauben einkehren sah. Sie fühlte aber auch die Unvollkommenheit der schönsten Verbindungen, so wie sie hartnäckigen Widerstand gegen die ewige Wahrheit wahrnahm. Sie war um Jesu

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)