Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/83

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willen der glühendsten, aufopferndsten Liebe, aber auch des glühendsten, standhaften Hasses gegen das Widerwärtige und Feindselige fähig. Es war in ihrem ganzen Wesen nichts Gemeines und all ihr Leben wurde je länger je mehr zu einem Lichte Gottes. Alles Feuer ihrer Seele gieng, je mehr sie den HErrn kennen lernte, darauf aus, ihre Kinder dem HErrn zuzuführen. Ihr schwerer thränenvoller Kampf ist nun vor Gott, – und, wie wir hoffen, durch Jesu Blut gereinigt und angenehm gemacht. Sie war keine Mutter, die ihre Kinder schöner und besser sah als sie waren, sie floß von ihren Fehlern über. Sie beneidete nie andere Leute ihrer Kinder willen. Die ihrigen waren ihr, so wie sie waren mit all ihren Unvollkommenheiten gerade recht, wenn sie nur Jesum und Sein Heil zur Krone hatten. Aber das wollte, darum weinte, darum betete sie, darum litt und stritt sie und ließ sich verkennen mit leichtem Mut. Der HErr erhörte sie auch. Sie sah einige ihrer Lieben zu Jesu Füßen niedersinken und Seine werden. Es war ihr unaussprechliche Wonne. Andere ihrer Kinder sah sie wenigstens nahe kommen. Für andere hoffte sie. Alle ihre Lebensschicksale betrachtete sie nur in der einen Beziehung auf ihr ewiges Heil. Ihre Gebete vor dem Throne des Lamms, ihre Andacht vor seinem Angesicht werden vollenden, was unvollendet geblieben ist. Die noch übrige größte Sehnsucht für das Seelenheil der Kinder wird vollendet werden. Ihr Paradies wird über ihrem Grabe blühen.

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 Von ihrem edlen, heiligen Leben in hiesiger Gemeinde, von ihrer Freundlichkeit und Holdseligkeit gegen Arme, Kranke und Sterbende – von dem, was sie mir und meinen Kindern gethan hat, – von der Zartheit, Zuvorkommenheit. Achtung und Liebe, mit welcher sie mich, ihren Schwiegersohn, behandelt und diese sechs Jahre meiner Ehe meine Wege mit Blumen bestreut hat, will ich hier schweigen. Aber am Throne Gottes, zu welchem

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)