Seite:Zapolska Käthe.djvu/254

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Wunsch und nur zu bald wurde ihr so heiß, daß sie kaum wußte, was sie mit sich anfangen solle. Daher zog sie versuchsweise die violetten Handschuhe an, die zwar etwas plump, aber für den Markt im Winter sehr zweckmäßig waren.

Als Johann ihr vorschlug, auch die Strümpfe anzuprobieren, lehnte sie dies lachend ab.

Und beide fühlten sich so recht behaglich in dieser zwar etwas dumpfen, aber überaus friedlichen Umgebung. Das rotglühende Ofenblech sprühte Wärme genug aus für den naßkalten Herbstabend. Und Johann liebte solche Wärme dermaßen, daß er sich mit dem Rücken dem Ofen näherte, obgleich Käthe ihn ängstlich warnte, sich nicht zu verbrennen oder den Schnupfen zu holen.

Dumpf rauschte der Regen herab auf das Dach über der Wand, an der sich das kleine Fenster befand. Letzteres war zum Schutze vor der Kälte jetzt fest zugemacht und sogar schon verkittet. Zur Not konnte die Flurtür geöffnet werden, erklärte sie ihm und er war ganz damit einverstanden. Übrigens war er heute sehr munter und sie teilte seine Heiterkeit. Bald hallte die kleine Küche wieder vom fröhlichen Lachen der beiden so gut zu einander passenden Leutchen, die dabei im roten Rahmen der wulstigen Lippen die blendend weißen Zahnreihen zeigten.

Plötzlich verstummte dieses Lachen und die Hand Johanns, die eben ein Stück Wurst zum Munde führte, sank wie gelähmt herab.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)