Seite:Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band IV.djvu/218

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich die guten gerichte wohl schmecken. als er nun satt geworden war, da dachte der gute mann an seine frau und seine armen kinder, wie sie daheim saßen und trockenes brod knabberten, konnte der lockung nicht widerstehen, griff zu und steckte ein großes stück kuchen in seine tasche, um es den seinigen mitzubringen. aber in demselbigen augenblicke war auch die nebelkappe verschwunden und mit einem male saß der ungebetene gast in seinen schlechten zäkerhosen und seinen gar nicht hochzeitlichen hemdeärmeln vor den sichtlichen augen der hochzeitleute. da war ein großer schrecken von beiden seiten und er mußte nun haarklein erzählen, wie er sammt den querxen sich eingeschmuggelt hatte. den weiblein ward es aber gar unheimlich, da sie von ihrer unsichtbaren nachbarschaft kunde erhielten und alle wußten nun, wie es zugegangen, daß die speisen so gar schnell ein ende genommen hatten. aber den bauer behielten sie da und luden ihn auch zu dem folgenden tage ein. auch die querxe stellten sich wieder ein, obgleich sie nicht mitgebeten waren. man sah es aber ganz deutlich wieder an der sichtlichen abnahme der speisen.


3. QUERXGESCHENKE.

Nicht immer jedoch waren die besuche der querxe mit einem nachtheil für die menschen verbunden. wenn sie sich bei taufgastmählern und in wochenstuben einstellten, hielten sie, für die wöchnerin stets sichtbar, ihr eigenes mahl, entweder unter dem bette der wöchnerin oder unter dem ofen, wo man sie, um die wöchnerin nicht etwa gefahren auszusetzen, gerne gewähren ließ. sie waren höfliche leute, baten immer um erlaubniß und brachten der wöchnerin irgend ein stück kuchen oder zwieback zum geschenke ins bette, zuweilen aber auch gediegenere gaben, welche als talismane in den familien aufbewahrt wurden und dem ganzen geschlechte segen brachten.

Anmerkung. Die lausitzische familie Derer von Ponickau hatte solch ein wochengeschenk der zwerge zum talismane, das sie der ahnfrau des geschlechtes einst gegeben. zusammenstellung solcher sagen, wobei auch eine aus der O. L. siehe bei Büsching nachrichten I, 102, in Axel’s gespensterbuche s. 255, bei Rocholz (l. c. s. 264, 269, 339).

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/218&oldid=- (Version vom 1.8.2018)