|
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV |
|
|
Zwischen Gaussig und Neukirch ist eine waldige anhöhe; daselbst befand sich früher ein freier rasenplatz, den das volk den tanzplatz nannte. davon geht die sage, daß dort zuweilen an nebligen abenden die querxe eine hochzeit feiern mit Musik, tanz und gelage bis zum frühnebel. wer aber einmal zufällig dazukommt, den laden sie ein mitzutanzen und geben ihm geschenke auf den weg, die glück und segen in’s haus bringen.
Anmerkung. Von einer solchen zwergenhochzeit schreibt sich der aus 3 brödchen bestehende talismann der familie Bünau zu Bomsen her. (der freimüthige 1814. s. 209).
Die einwohner von Dittersbach erzählen, daß vor der zeit, ehe die große glocke ist gegossen worden (welches anno 1514 geschehen) in dem naheliegenden berge querxe gewohnt haben. sie sind oft ins dorf gekommen und haben sich in die häuser und stuben verfügt, also daß die leute ihrer gar gewohnt gewesen. nachdem aber die glocke geläutet worden, hat sie der harte schall des erzes, welchen sie nicht erdulden können vertrieben, so daß man nun von denselben nichts mehr spürt.
Auch die auf dem breiten berge bei Zittau hausenden querxe wurden durch das läuten der glocken vertrieben. bei ihrem abzuge preßten sie einen bauer aus dem nahen dorfe Hainnwalde mit ein paar wagen und ließen sich über die böhmische grenze fahren. die beiden wagen wurden gepfropft voll, denn alle zwerge hingen sich darauf und daran, so daß an jeder latte und an jeder speiche ein querxlein hing. den bauer belohnten sie sehr reichlich, so daß er dadurch zu einem reichen manne wurde und alle seine nachkommen dieses glückes sich noch heute erfreuen.
Die querxe sagten beim abschiede: dann würden sie wiederkommen, wenn die glocken wieder würden abgeschafft sein und
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
