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wann Sachsenland
wieder käm’ an Böhmerland.

dann, meinten sie, würden auch bessere zeiten sein.


6. HÜBEL UND HABEL.

Zu dem besitzer der am Dittersberge gelegenen halbhufe kam einst, während er ackerte, ein zwerg und bat ihn, es Hübel (einem weiblichen zwerge) zu sagen, daß Habel (ein männlicher zwerg) gestorben sei. als nun der bauer diesen ihm sonderbaren vorfall beim mittagsessen erzählt, kommt ein bisher nie bemerktes weiblein aus einem winkel der stube zum vorschein, eilt wehklagend zum hause hinaus und den berg hinauf, ohne daß man es je wieder gesehen hat.

Anmerkung. Der ruf, der stets dieselbe wirkung hat, ist verschieden. das buschmännchen in Königshain (O. L.) ruft: Hipelpipel ist gestorben, das holzweibchen, ebendaselbst: deuto, deuto, andere O. L. zwerge: Urban ist todt; der könig ist gestorben; o große noth, o große noth, die alte mutter Pump ist todt.


‚Urbanus sei todt‘ rufen auch die Voralsberger zwerge. (Vonbun s. 3, 7).[L 1] die Freiburger zwerge rufen ‚Hans Aebli, sag’s dem Appele, d’Appele sei todt,‘ was mit ‚Hübel und Habel‘ die meiste ähnlichkeit hat. (Kuenlin s. 25).[L 2]


7. DIE HEINCHEN.

In der gegend von Niemitzsch geht die sage, daß das land zuerst von den heinchen bewohnt gewesen wäre. dies waren kleine, fromme, friedliebende leute. es kamen aber die schafe mit ihren schafglöcklein, die vertrieben mit ihrem geläute die heinchen. da flüchteten diese unter die erde, bauten daselbst die heinenhäuser, und wenn landleute in ihre nähe kamen, da baten sie dieselben flehentlich, ihre heinenhäuser zu verschonen; zum danke schenkten sie den bauern brod und kuchen.

Anmerkung. Heinchenhäuser heißen bei Wellersdorf in der nähe von Sorau (N. L.) die todtenhügel, welche im norden den namen hünengräber haben. –

verwiesene Literatur (unvollständig)

  1. Franz Josef Vonbun: Volkssagen aus Vorarlberg., P. P. Mechitharisten: Wien 1847, S. 4 Google
  2. Franz Kuenlin: Alpenblumen und Volkssagen aus dem Greyerserlande. Schundersch: Sursee 1834, S. 94 Google
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)