Diener Gottes, war mit unschuldigem Blut besudelt; beide hofften auf die Hülfe des Himmels, beide fürchteten seine Strafe.
Der Staat, der beider Dienst nöthig hatte und die Sitten beider mißbilligte, wollte das Ansehen haben, als ob er keinem zu Lieb oder Leid dächte. Die Feder war schwach, aber behend, schlüpfrig, wohl geübt, und sehr kühn, wenn man sie reizte. Der Degen hart, unversöhnlich, aber weniger gelenk und geschmeidig; so daß von beiden Theilen der Sieg ungewiß war.
Endlich beschloß zu beider Sicherheit die gemeine Wohlfahrt, „daß wechselsweise beide in Einem Rang bei ihr stehen, und sich unter einander vertragen sollten. Denn nur das sei ein glückliches Land, wo Feder und Degen treu dienten, nicht wo Eine von beiden nach Willkühr und Leidenschaft herrschte.“
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)