Zum Inhalt springen

Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/339

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

In unsichtbarem Glanz. Es sangen leise Töne

55
Den Armen Trost ins Herz. Es träufelte

Mit jedem neugehörten Ton
Der Ruhe Thau in ihr zerlechzetes
Gebein. – Der unsichtbare
Sang mächtiger, zog aus den Himmelssaiten

60
Den Ton der Unvergänglichkeit,

Des ewgen Wallens hin zu höherm Licht,
Des steten Sehnens nach dem vollern Strom;
Er sang das Lied der Sterne,
Den Wandelgang um ihres Vaters Thron;

65
Den ewigguten Vater

In aller seiner Liebe.
Und stieg, ein selger Geist,
Stieg auf dem letzten, innigsten der Töne,
Der ewig tief in ihrem Herzen blieb,

70
Gen Himmel wieder auf.

     Wenn in des Lebens Labyrinth,
Im dunkeln Hain der bangen Mitternacht,
Umringt von Thiergeheul’ und Höllenstimmen,
Mein Herz erbebt,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/339&oldid=- (Version vom 1.8.2018)