Gleichung 16); also in einem Medium, wie Luft, für welches merklich ist:
. | (5) |
Im Vacuum aber muss nothwendig sein. Der Einfluss des Mediums verschwindet also nicht bereits dadurch, dass seine elektromagnetischen Constanten in die des Vacuums übergehen, sondern erst dadurch, dass zugleich seine Geschwindigkeit den Werth annimmt, den wir im Vacuum ein für allemal voraussetzen: den Werth 0. Dass zwischen und eine endliche Differenz besteht, welche von der Dichte des Gases nicht mehr abhängt, erscheint Lorentz als eine unzulässige Consequenz meiner Gleichungen.
Dem gegenüber möchte ich zu bedenken geben: man stelle sich vor, dass Maxwell seine Beobachtungen über die Reibung der Gase vor seinen theoretischen Untersuchungen ausgeführt hätte. Er hätte dann als experimentelles Ergebniss auszusprechen gehabt, dass der Reibungscoefficient von der Dichte unabhängig sei. Er hätte vermuthlich hinzugefügt, dass dieses Gesetz natürlich nicht bis zu den äussersten Verdünnungen gelten könne, dass aber das letzte Stück der Curve , welches von dem constanten endlichen Werth zu dem Punkte: hinüberleiten müsse, nach Form und Ausdehnung unbekannt sei.
In einer ähnlichen Lage sind wir bezüglich der Function . Eine Theorie, welche die Eigenschaften eines Continuums darstellt, muss nothwendig da eine Lücke haben, wo der Begriff des Continuums versagt. Damit ist aber auch die Grenze für die Anwendbarkeit der Gleichung (5) gegeben: wenn wir uns das Gas soweit verdünnt denken, dass von einer Geschwindigkeit des Gases als einer stetigen Raumfunction (die in unserm Fall eine Constante ist) nicht mehr gesprochen werden kann, so hat das Symbol keinen Sinn mehr. Es entfallen die Vorstellungen, mit denen wir operirt haben; in diesem Gebiet kann nur eine atomistische Theorie die Erscheinungen darzustellen versuchen.[1]
Das Dilemma ist: Entweder: die Gleichung (5) besteht thatsächlich; die Differenz ist durch die Luft bedingt (C). Oder: in Wahrheit ist ; bei dem Michelson’schen Versuch ist der Werth in (5) durch die Deformation der Steinconsole vorgetäuscht (L). Keine der beiden Annahmen dürfen wir m. E. auf Grund physikalischer Erfahrung als unzulässig zurückweisen. Eine Entscheidung zwischen den Theorien kann hier nicht geschöpft werden.
- ↑ Auf das hier Ausgeführte habe ich bereits a. a. O. in der Einleitung hingewiesen.
Emil Cohn: Zur Elektrodynamik bewegter Systeme. Verlag der Akademie (Georg Reimer), Berlin 1904, Seite 1302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zur_Elektrodynamik_bewegter_Systeme_I.djvu/9&oldid=- (Version vom 18.10.2019)