Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/169

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Johann Peter Hebel.
Geb. d. 11. März 1760, gest. d. 22. Sept. 1826.


Hebel hat sich durch seine »allemannischen Gedichte« vor allen seinen übrigen Schriften bleibenden Nachruhm geschaffen. Er wurde im Dorfe Hausen, nahe bei Schopfheim in Baden, geboren. Der Vater war ein armer Gärtner und dem Sohne schien nur ein kärgliches Loos gefallen. Er mußte als Knabe, da er den Vater früh verlor, auf der Eisenhütte bei Hausen nebst seiner Mutter Kohlen tragen und sonstige geringe, aber mühsame Arbeiten verrichten. Doch war ihm vergönnt, die Dorfschule zu besuchen, wo er so gute Anlagen und Fähigkeiten zeigte, daß ein früherer Waffengefährte seines Vaters, ein invalider Unteroffizier, Namens Iselin, der den Fleiß des Knaben erfuhr, ihn zu sich nach Basel nahm, und ihn den Unterricht der dortigen Stadtschule genießen ließ. Mittlerweile starb Hebel’s Mutter, aber der ganz verwaiste Knabe fand einen neuen Wohlthäter an dem Kirchenrath Prauschen in Karlsruhe, welcher sich seiner liebevoll annahm, ihn erst das Gymnasium zu Lörrach besuchen ließ, und später Sorge trug, daß Hebel eine Hochschule besuchen konnte. Hebel wählte Erlangen zum Ort seiner akademischen Studien, und die Theologie als deren Ziel. Er kam 1778 nach Erlangen, und bestand sein Candidatenexamen nach zurückgelegtem akademischen Triennium sehr gut; bald auch bot sich eine willkommene Hauslehrerstelle, und nun öffnete sich ihm mehr und mehr der Weg und die Aussicht zu einer schönen Lebenslaufbahn, wie sie der kleine Kohlenträger von der Hausener Eisenhütte nie geahnet. Bereits 1783 wurde Hebel Lehrer an dem Gymnasium, das ihn selbst gebildet hatte, und die schöne Natur um Lörrach weckte die Poesie, die in seiner empfänglichen Seele schlummerte. Im Jahre 1791 wurde Hebel zum Lehrer am Karlsruher Gymnasium ernannt, und empfing zugleich die Stelle des Subdiaconus an der Hofkirche daselbst, woraus er nach Verlauf mehrerer treugeführten Dienstjahre 1798 zum Professor und Oberlehrer aufrückte. Als solcher ließ er nun 1803 seine »allemannischen Gedichte« erscheinen, ein höchst glücklicher Wurf, denn einestheils verhalf die wahrhafte Begabung des Dichters im Bunde mit hoher Einfachheit, reizendster Naturschilderung und erschütternder Wahrheit in den Gedichten selbst, anderntheils das lieblich weiche