Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/185

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Hans Holbein der jüngere.
Geb. um 1498, gest. 1554.


Maler und Zeichner für den Formschnitt, wenn nicht selbsteigenhändig Formschneider – worüber ein noch immer unentschiedener Streit herrscht – von der höchsten Bedeutsamkeit. Aus dem Dunkel der Zeit aufglühend, in ihr Dunkel verschwindend, leuchtete Hans Holbein der jüngere am Himmel der deutschen Malerkunst in meteorischer Schöne. Weder Geburts- noch Todestag von ihm sind ermittelt, und wie um den Sänger der Ilias und Odyssee, streiten sich mehrere Städte um die Ehre, des großen Meisters Geburtsstätte gewesen zu sein. Selbst das Jahr seiner Geburt schwankt von 1495 bis 1498. Aber in Basel, wohin er mit seinem Vater, der zugleich sein Lehrmeister war, von Augsburg gezogen sein soll, begann er seine Künstlerbahn, und befreundete sich frühzeitig mit den hervorragenden Männern, welche die Bewegungen auf dem humanistischen und kirchlichen Gebiete dort vereinten; einen großen Theil dieser seiner berühmten Zeitgenossen zeichnete Holbein nach dem Leben, und leistete schon dadurch der Nachwelt einen höchst dankenswerthen Dienst. Zum berühmten Buche des Erasmus von Rotterdam, der sich in Basel niedergelassen hatte: »Das Lob der Narrheit«, zeichnete Holbein die trefflichen Holzschnitte. Einige alte Gemälde, Todtentänze, schon im fünfzehnten Jahrhundert, wo nicht früher, hervorgegangen aus Zeiterscheinungen und deren asketischer Auffassung, die in Basel sich als Wandbilderreihen vorfanden, weckten in Holbein die Idee zu seinem unübertrefflichen Holzschnitttodtentanz, einer Bilderreihe voll des tiefsten Ernstes im Bunde mit Laune und klassischem Humor, welcher in zahlreichen Ausgaben, in deutscher, niederdeutscher, französischer, englischer und italienischer Sprache meist poetisch erläutert erschien, häufigst nachgestochen, nachgedruckt und noch häufiger nachgeahmt wurde, und schon allein hinreicht, Holbeins Namen die Unsterblichkeit zu sichern. Die Forschung hat erwiesen, daß die Anzahl der von Holbeins Todtentanz gedruckten Exemplaren eine Million erreicht, und dennoch sind Originale desselben jetzt selten und theuer. Noch seltener sind die Ausgaben von Holbeins Bibelbildern, Icones historiarum veteris et novi testamenti, und das ihm ebenfalls zugeschriebene