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Johann Friedrich der mittlere, Herzog zu Sachsen.
Geb. d. 8. Jan. 1529, gest. d. 9. Mai 1595.


Fromm und treu, bieder und edelsinnig und im Unglück still und standhaft, verdient dieser Fürst Bewunderung und Theilnahme der Nachwelt, wenn er auch mehr als leidender, denn als ein handelnder Held durch die Geschichte schritt, und von manchem das Geschick, welches ihn ob seiner Standhaftigkeit und Freundestreue traf, einzig auf ihn als Folge eigener Verschuldung gewälzt ward.

Johann Friedrich wurde, der älteste von drei fürstlichen Brüdern, als Sohn des hochherzigen Kurfürsten Johann Friedrichs zu Sachsen, der ihm ein Vorbild im Leben und Leiden war, zu Torgau geboren. Da der Vater ihm noch 25 Jahre lebte und der jüngste Bruder dieselben Vornamen auch bekam, so wurde dem Herzog Johann Friedrich der Beiname der mittlere zu Theil, der eigentlich mittelste von den Söhnen des Kurfürsten hieß Johann Wilhelm.

Diese drei hoffnungsvollen Sachsenprinzen erhielten eine treffliche und wissenschaftliche Erziehung; schon früh übte sich Johann Friedrich im ausarbeiten und halten lateinischer Reden, ja er lernte sogar hebräisch und erfaßte die Lehren des Evangeliums wie das ganze Lutherthum mit der größten Glaubensinnigkeit und Gemüthswärme.

Des Vaters Unglück und Gefangenschaft 1547 in der Schlacht bei Mühlberg, aus der sich die zwei älteren Söhne nicht ohne Gefahr retteten, beraubte den jungen Herzog seines Erbrechts an die Kur Sachsen und gab ihm im 18. Lebensjahre die Zügel der Regierung über die dem entsetzten Kurfürsten gelassenen Lande in die Hand, bis der Vater aus seiner Gefangenschaft zurückkehrte; dann, nach des Vaters 1554 erfolgtem Tode, regierte er erst allein, später mit seinem Bruder Johann Wilhelm und im Namen des jüngsten, bald aber früh verstorbenen Bruders. Zu Herzog Johann Friedrich’s ersten Regierungshandlungen gehörten die Gründung der Hochschule zu Jena 1548, Anordnung einer Kirchenvisitation, mehrere Erbverbrüderungen mit Kur-Sachsen, Kur-Brandenburg, Hessen und Henneberg. Er vermählte sich 1555 mit der Wittwe des Kurfürsten Moritz, Agnes von Hessen; doch zerriß ihr Tod noch in demselben Jahre dieses Ehebündniß.