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Johannes von Müller.
Geb. d. 3 Jan. 1752, gest. d. 29. Mai 1809.


Bedeutender Historiker, geschätzt wegen seiner Gründlichkeit und Stylgewandtheit, daher als geschichtlicher Stylist lange mustergültig, ja mehr als das, selbst bewundert und von großem Einfluß auf jüngere Lernende, die zu ihm gleichsam wie zu einem unübertreffbaren Meister in der Geschichtswissenschaft aufblickten. Er wurde zu Schafhausen geboren, wo sein Vater Prediger war und eine verständige geistesklare Mutter, die sich mit Vorliebe der Geschichte hingab, seine erste Erziehung leitete; auch der Großvater mütterlicher Seits, Johannes Schoop, trug dazu bei, den für Geschichte besonders befähigten Knaben anzuregen und seinem Talente geistige Nahrung zu geben. Im Jahre 1769 wurde Müller nach der Hochschule Göttingen entsendet, um dort Theologie zu studiren, wo aber Schlözer’s nähere Bekanntschaft das ihre beitrug, die wissenschaftliche Richtung des jungen Studirenden völlig zu bestimmen und ihn der Geschichtforschung zuzulenken. Im Jahre 1772 ließ Müller eine »Beschreibung des cimbrischen Krieges« erscheinen, die sehr beifällig aufgenommen ward, und übernahm, in seine Vaterstadt zurückgekehrt, eine Professur der griechischen Sprache am Gymnasium. Im folgenden Jahre befreundete sich Müller sehr innig mit Bonstetten und anderen namhaften Schweizer Geehrten, und ersterer vermochte ihn, der Geschichtschreiber des Schweizervolkes zu werden, wozu Müller bereits sehr gründliche Vorstudien gemacht hatte. Auf Bonstetten’s Anregung machte Müller einige vorbereitende Reisen, kam dann auf jenes Verwendung nach Genf, wo er Hauslehrer bei dem Staatsrath Jacob Tronchin Calendrini wurde, und lebte einige Zeit im Hause des ihm eng befreundeten Naturforschers Bonnet, abwechselnd auch auf den Landgütern Bonstetten’s und beim Generalprocurator Robert Tronchin, durch dessen Erfahrung ihm mancher Einblick in die tieferen Geheimnisse der Staatskunst zu Theil wurde; auch mit Voltaire schloß er Bekanntschaft. Müller arbeitete Vorlesungen über allgemeine Geschichte aus, welche er in französischer Sprache hielt und später unter dem Titel: »Vierundzwanzig Bücher allgemeiner Geschichte« deutsch herausgab. Gleichzeitig bearbeitete er eine Geschichte der Landschaft Saanen und den ersten