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Ministerium als Mitglied der technischen Deputation für Handel, Gewerbe und Bauwesen ein, und wurde 1820 Professor an der Akademie der Künste, wie auch Mitglied des akademischen Senates. Schinkel’s Einfluß auf die bedeutenden Neubauten Berlins war von großer und dauernder Wirkung; er schuf gleichsam eine neue architektonische Schule und verpflanzte seinen Styl auch in andere Städte. Dieser Schinkel’sche Styl zeichnet sich durch große Regelmäßigkeit, angemessene Verwendung passender Ornamente und wohlüberdachte Verhältnisse der Gebäude im Innern und Aeußern aus, dagegen fehlt den Gebäuden das romantische, phantasiereiche und mannichfaltige, was die Straßen mancher süddeutschen Stadt so anziehend und malerisch macht. Sehr bedeutende Bauwerke zeugen von dem Geist, mit welchem Schinkel baute; die Königswache zu Berlin (1819), das neue Schauspielhaus (1821), das neue Museum (1828). Schinkel entwarf auch die Risse und Pläne zum neuen Universitätsgebäude in Leipzig, wie jene zum Königsschlosse in Athen, und führte zahlreiche Privatbauten aus, deren Grundaufrisse zum Theil nebst seinen verdienstvollsten Arbeiten in den von ihm herausgegebenen 23 Heften »Architektonische Entwürfe, Berlin, 1829 bis 1835« enthalten sind. Im Königl. Museum zu Berlin wirkte Schinkel auch als Maler, zeichnete Cartons zur Kulturgeschichte der Menschheit und führte ein großes Gemälde »Die Kunstblüthe Griechenlands« aus – Vorwürfe, welche freilich in neuerer Zeit durch Kaulbach’s Meisterhand überboten worden sind.

Der verdienstvolle und hochbegabte Schinkel hätte noch lange freudig wirken können, wenn nicht ein grausame Geschick es über ihn verhängt hätte, daß sein Geist sich im Jahre 1810 verdüsterte. Er fiel in unheilbare Lethargie und völlige Geistesabwesenheit und lebte in diesem traurigen Zustande noch 15 Monate, ohne daß ärztliche Kunst vermochte, diesen zu ändern. Schinkel’s Bauten bestehen als seine dauernden Denkmale und ehrenhafte Zeugnisse seiner Wirksamkeit.