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Johann Heinrich Voss.
Geb. d. 20. Febr. 1751, gest. d. 29. März 1826.


Dichter und Sprachgelehrter, Kämpfer für Geisteslicht und Wahrheit, unermüdet strebsam, bisweilen selbst übereifrig, eine bedeutende Größe im Bereiche der Gelehrsamkeit wie der Poesie, bleibt sein Andenken dem Dankgefühl der deutschen Nation unvergessen, zumal noch stets unübertroffene Werke von ihm seinen Ruhm dauernd der Nachwelt überliefern, obschon es ihm nicht an bedeutenden Gegnern fehlte.

Voß wurde zu Sommersdorf, nicht weit von Wahren im Mecklenburgischen, geboren; sein Vater war Zollpächter, Brau- und Brennereibesitzer, zog nach Penzlin, wo der Sohn aufwuchs, verarmte später und wurde 1771 Schulmeister. Ohne studiren zu können oder studirt zu haben, gab der junge Voß einen Hauslehrer ab, und konnte dieß, weil er in vielen Dingen sich selbst unterrichtet hatte, doch hatte er nicht ohne Nutzen die Schule zu Neubrandenburg besucht und schon auf dieser eben so lebhafte Neigung für griechische Schriftsteller, als für deutsche Poesie gezeigt, ein Zusammenklingen harmonischer Elemente, das ihn für sein ganzes Leben hob und förderte, aber nicht vielen Philologen eigen zu sein pflegt. Als Hauslehrer eines Herrn von Oerzen in Ankershagen bildete sich Voß eifrig in seinen Lieblingswissenschaften weiter, erhob und erfrischte Herz und Sinne an dem emporstreben Klopstock’s, Geßner’s, Ramler’s, Hagedorn’s, der Dichter Halter, Uz, Bodmer und ihrer ebenbürtigen Verbündeten, während er fortwährend aus Homer und Hesiod, Virgil und Horaz den klassischen Honig sog. Auch hebräisch und Musik wurde getrieben im Hinblick auf künftiges theologisches Studium und würdige Kandidatur; ersteres war in Halle beabsichtigt, indeß erhielt Göttingen den Vorzug, und dort nun war es, wo mancherlei Glückesgunst das Studium erleichtern half und Voß in lebensfrohe Kreise trat, die aus Jünglingen und jungen Männern, begabt gleich ihm, bestanden. Boie war es zunächst, der Voß helfend und fördernd zur Seite stand; dann ward der Hainbund begründet, den außer diesen beiden noch Miller, Hölty, Hahn, Bürger, die beiden Grafen Stolberg, Cramer, Leisewitz und einige andere bildeten, der sich Klopstock’s und Vater Gleim’s Gunst in hohem Grade zu erfreuen