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Gregor von Brück.
Geb. 1483, gest. 15. Febr. 1557.


Eine stillwirkende Kraft im Reformationswerk, bedeutend durch Gelehrsamkeit, geehrt durch hohes Vertrauen, als Diener ein Muster von Treue, als Staatsmann voll Würde, von Luther innig geschätzt und ihm und seinem Werke mit voller Liebe zugethan; ganz wie die Alten unter sein Bild schrieben: »Nicht vom Beruf aus Theolog, sondern durch seine Verdienste.«

Gregor Heinse oder Heinz, dieß war der Vatername, wurde im Städtchen Brück bei Wittenberg geboren. Sein Vater, der im Rathe des Städtleins saß, hatte der Söhne drei, und bestimmte den ältesten derselben für das Studium der Gottesgelahrtheit, den zweiten für die Rechtswissenschaft und den dritten für die Arzneikunde, und dieser Vorsatz bewog ihn, den Heimathort zu verlassen und mit den Söhnen selbst nach Wittenberg zu ziehen, zumal ihn verlangte, noch ein Zuhörer Luther’s zu werden. Der Tod raubte dem braven Manne den ältesten und jüngsten der Söhne, und es blieb nur der mittelste, Gregor, der Jurist, übrig. Dieser begann seine Studien in Frankfurt a. O., kam dann 1509 nach Wittenberg, hörte Henning von Korden und Schurf, promovirte und wurde wegen seiner vorzüglichen Kenntnisse 1520 Kanzler Kurfürst Friedrich III., des Weisen, zu Sachsen, dem er ein treuer Diener blieb, nächstdem daß er sich neben seiner juristischen Wissenschaft auch von der theologischen so viel aneignete, daß er klar sah in der Sache Luther’s und seiner Freunde, und den kirchlichen wie den rechtlichen Standpunkt der Verhältnisse mit dem Blick des Staatsmannes überschaute. Als Gelehrter nahm Brück die Benennung seines heimathlichen Städtchens an und gab den Vaternamen auf, aber auch das genügte noch nicht; er nannte sich lateinisch – Pontanus. Im Jahre 1520, also bald nach seiner Ernennung zum Kanzler, begleitete Brück seinen Fürsten und Herrn nach Cöln und war Zeuge einer Unterredung Friedrich des Weisen mit dem gelehrten Erasmus über die Angelegenheiten der neuen kirchlichen Bewegung. Im darauf folgenden Jahre war er unter den Abgeordneten mit in Worms. Brück war es, der seinen Einfluß auf den Kurfürsten zu dieser Zeit zum Schutze Luther’s geltend machte.