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Leopold Freiherr von Buch.
Geb. d. 26. April 1774, gest. d. 4. März 1853.


Dieser berühmte und bedeutende deutsche Physiker, Geognost und Geolog wurde zu Schloß Stolpe in der Uckermark geboren, und entschied sich früh für das Studium der Naturwissenschaften. Er begann im Jahre 1790, als er noch kaum das sechzehnte Lebensjahr erreicht hatte, seine höhern Studien auf der Bergakademie Freiberg und war dort einer der fähigsten und fleißigsten Zuhörer und Schüler Werners, knüpfte auch dort bereits den Bund der Freundschaft mit Alexander von Humboldt. Nach einem dreijährigen Aufenthalte in Freiberg begann v. Buch ein ausgedehntes wissenschaftliches Wanderleben, dem er treu blieb bis zu seinen Greisenjahren, auf welchen er mit Bienenfleiß die der Wissenschaft zu Gute gekommenen reichen Erfahrungen dieses Lebens sammelte, und dieselben in gediegenen Schriften niederlegte. Das ganze deutsche Alpenland, die Apenninen, die schottischen Hochlande, die niedrigen Bergzüge Englands, wie die Pyrenäen bestieg und überwanderte der unermüdliche Fußreisende, und spähte überall mit kundigem Blick nach den Gestaltungen der Formationen der Gesteine und Gebirgsarten, nach ihren Schichten, nach den Gründen ihrer Erhebungen oder Senkungen, wie nach jenen mannigfaltigen Ueberresten organischer Gebilde aus den verschiedenen Perioden der Urzeit des Erdballes. Auf diesem anziehenden Gebiete widmete v. Buch zunächst den Ammoniten gründliche Untersuchung und tiefeindringende Forschung, dann den Terebrateln, und andern noch vor ihm nicht so klar enthüllten Versteinerungen ur- und vorweltlicher Conchyliengattungen und Arten. Ueber die Gebilde im deutschen Jurakalk, über die Bildung der Kreidegebirge und Kreideformationen Europa’s und Nordamerikas, wie über die Braunkohlenformationen mit der Fülle ihrer pflanzlichen Ueberreste verdankt ihm die Wissenschaft eben so überraschende, als scharfsinnige Aufklärungen. Leopold von Buchs Geist umfaßte mit überwiegender Kenntniß die ganze deutsche Gebirgswelt, auch die, zu welcher ihn seine Wanderschaft nicht persönlich trug. Er bestimmte die Gesteinarten eines Landstrichs durch Combination. So schrieb er, um davon ein Beispiel anzuführen, an einen Bekannten, der das Rhöngebirge geognostisch zu bereisen und zu untersuchen