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Ferdinand I., deutscher Kaiser.
Geb. d. 10. März 1503, gest. d. 25. Juli 1564.


Dieser Beherrscher des deutschen Reiches war als solcher tüchtig, klug, durchgreifend, auch als Mensch gerühmt, aber nicht freisinnig und duldsam genug, und verdunkelte durch diese Mängel seinen Nachruhm.

Ferdinand wurde als Enkel Kaiser Maximilian’s I. geboren; der Vater war König Philipp von Spanien, die Mutter Juana, König Ferdinand des katholischen Tochter; über seinen Geburtsort schwanken die Nachrichten, manche nennen Modena, andere Alcala de Henares. Seine Jugend verlebte der Prinz, der den Vater schon im dritten Jahre verlor, in Spanien. Sein älterer Bruder Carl stieg empor zur Sonnenhöhe eines Herrschers über viele Reiche, und zog den jüngeren sich nach. Nach Carl’s Krönung zum König von Spanien kam Ferdinand nach den Niederlanden und nach Deutschland, und theilte mit Carl die beiderseitigen österreichischen Erblande im Jahre 1521. Auf Ferdinand’s Antheil kamen Oesterreich ob und unter der Ens, Steiermark, Krain und Kärnthen; er nahm den Titel eines Erzherzogs an und schloß eine Verbindung mit der Königstochter von Ungarn und Böhmen, Anna, wodurch ihm Aussicht auf die Kronen dieser Länder wurde. Carl V., jetzt römisch-deutscher Kaiser, verzichtete 1525 zu Ferdinand’s Gunsten auf die österreichischen Erblande, und 1527 wurde Ferdinand König von Böhmen, wodurch er auch die Herrschaft über Mähren, Schlesien und die Lausitz gewann. Schwerer ward es dem neuen Könige, berechtigte und verbriefte Ansprüche auf Ungarns Krone nun geltend zu machen; es fand sich ein Gegner in der Person des Woywoden von Siebenbürgen, Johannes Zapolya, Grafen von Zips, der gegen Ferdinand sich aufwarf, zwar geschlagen ward und die 1527 erfolgende Krönung Ferdinand’s zum König von Böhmen nicht verhindern konnte, dafür aber Bündniß mit dem Sultan schloß und ein 300,000 Mann starkes Türkenheer bis in das Herz Oesterreichs, bis vor Wien führte. Aber trotz 20 harten Stürmen blieb Wien unerobert, und das Türkenheer sah sich zur Heimkehr gezwungen. Diese Kämpfe dauerten 5 Jahre, und endlich mußte dennoch mit dem Grafen von Zips ein diesem günstiger Friede abgeschlossen werden. An diese Ereignisse reihte sich