Spruner-Menke Handatlas 1880 Karte 09

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Autor: Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.
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Titel: Europa vom westfälischen Frieden 1648 bis zur Zersplitterung der grossen spanischen Monarchie, 1700 (Zeitraum der Uebermacht Frankreichs)
Untertitel:
aus: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit
Herausgeber:
Auflage: 3. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Justus Perthes
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Erscheinungsort: Gotha
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Europa Nr. 9. Europa vom westfälischen Frieden (1648) bis zur Zersplitterung der grossen spanischen Monarchie, 1700 (Zeitraum der Uebermacht Frankreichs). Mst. 1 : 15 000 000. Von K. v. Spruner; Revision von Th. Menke.

In dem angegebenen Zeitraum herrschte das Haus Habsburg in seinem älteren Zweige in der spanischen Monarchie, in seinem jüngern in Deutschland und in den nicht von den Osmanen eroberten ungarischen Gebieten.

Zu Spanien gehörten, ausser den Ländern dieser Krone auf der iberischen Halbinsel, Neapel und Sicilien, die Insel Sardinien und als Lehen des deutschen Reichs Mailand und die katholisch gebliebenen Niederlande (fast das ganze heutige Belgien), sowie die Franche comté und ihre Pertinenzstücke Charolles und Noyers.

Portugal, das seit 1580 mit der spanischen Krone vereinigt gewesen war, hatte sich 1640 von derselben unabhängig gemacht und stand unter dem Hause Braganza.

Frankreich hatte im Lyoner Frieden 1601 Bresse und Bugey und im westfälischen Frieden 1648 Metz, Toul und Verdun erworben. Im pyrenäischen Frieden 1659 kamen dazu bedeutende Landstriche von Flandern, Artois, Hennegau und Luxemburg, sowie die Grafschaft Roussillon und Cerdagne.

Mit England, das seine Macht immer glänzender entfaltete, war seit dem Tode der Elisabeth und der Thronbesteigung der Stuarts auch Schottland vereinigt. Im Jahre 1649 wurde es Republik.

Schweden war durch seine siegreichen Kriege eine Hauptmacht in Europa geworden. Es hatte 1645 Jämtland [26] und Herjedalen von Norwegen, 1615 Carelien und Ingermannland von Russland, 1595 Esthland und 1609 Livland von Polen erworben und endlich durch das Osnabrücker Friedensinstrument sich Bremen und Verden, Vorpommern mit einem Theile Hinterpommerns, Rügen und Wismar zusichern lassen. Durch den Frieden von Roeskilde 1658 erhielt es endlich Halland, Schonen, Blekingen, Bohuus-Län.

In Deutschland waren neben dem habsburgischen Hause das hohenzollernsche, vergrössert durch die 1609 (1666) ererbten Gebiete von Cleve, Mark und Ravensberg und durch die 1648 erfolgte Einverleibung von Hinterpommern, Halberstadt und Minden, das wittelsbachische, welches 1609 (1666) Jülich und Berg gewonnen, aber noch in zwei sich oft feindselig gegenüberstehende Hauptlinien, die pfälzische und bayerische, gespalten war, und das kursächsische, dessen Kurfürst seit 1697 auch die polnische Königskrone trug, die bedeutendsten und mächtigsten.

Die protestantischen Niederlande, gemeiniglich die Generalstaaten genannt, machten bei kleinem Umfange durch ihre Thatkraft bald eine entscheidende Stimme im Rathe der europäischen Mächte geltend. Längst factisch von Deutschland getrennt, waren dieselben im westfälischen Frieden auch rechtlich von diesem ihrem Mutterlande abgerissen.

Auch den schweizerischen Eidgenossen, von denen Bern 1564 Waadt und Grafschaft Romont dem Hause Savoyen entrissen hatte, erkannte der westfälische Friede Souveränetätsrechte zu.

In Italien behauptete neben den spanischen Gebieten Venedig noch seine alte Macht, welche jedoch gegen das Ende dieser Periode schon sehr gesunken war, obgleich gerade damals die Republik auf kurze Zeit ganz Morea eroberte.

Das Herzogthum Toscana, unter den Medicäern stehend, hatte 1557 von der Krone Spanien Siena und sein Gebiet erhalten und 1569 den Titel Grossherzogthum angenommen. Dem Herzogthum Savoyen wurde im westfälischen Frieden bestätigt, was es 1631 durch den Frieden von Chierasco erworben hatte, nämlich Trino, Alba und ein Theil von Montferrat.

Der Glanz des Halbmondes begann im Laufe der Periode zu erbleichen. Durch den Heldenmuth der Deutschen und Ungarn ward der grösste Theil Ungarns wieder gewonnen; nur das Banat und ein Theil von Slavonien blieben noch in türkischen Händen; weit mehr wäre noch zu gewinnen gewesen, wenn nicht der bedächtige, misstrauische Wiener Hof das Streben seiner tüchtigsten Feldherren allerorten gehemmt hätte. Die Walachei, die Moldau, Siebenbürgen und das Chanat der Krim standen unter seiner Oberherrschaft, ebenso Algier, Tunis und Tripoli.

Mit Polen war 1569 Litthauen und die Ukraine vereinigt worden und 1618, 1634 nicht unbedeutende Stücke von Russland. Preussen war seit 1618 polnisches Lehen des Hauses Brandenburg und erhielt erst 1657 Souveränetätsrechte.

Russland dagegen war seit den Verheerungen, die es im Anfange des XVII. Jahrhunderts von den Polen und Schweden erlitten, unter Herrschaft der Romanows bedeutend erstarkt; die Eroberung von Sibirien griff immer weiter nach Osten; gegen die nogaischen Tataren bildete schon der Jaik (nun Ural) die Grenze.

Die kaukasischen Reiche, vielfach getheilt, standen theils unter türkischem, theils unter persischem Einfluss.