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Spruner-Menke Handatlas 1880 Karte 19

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.
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Titel: Iberische Halbinsel seit dem Anfange des XVI. Jahrhunderts
Untertitel:
aus: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit
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Auflage: 3. Auflage
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Justus Perthes
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Erscheinungsort: Gotha
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Iberische Halbinsel: No. VI. Iberische Halbinsel seit dem Anfange des XVI. Jahrhunderts. – Nebenkarten: 1. Umgegend von Lissabon. – 2. Navarra und die Vascongadas. Von K. v. Spruner, Revision von Th. Menke.

Nach Vereinigung der beiden Königreiche von Castilien und Aragon, für die jetzt der Name Spanien üblich wurde, eroberte Philipp I. 1512 den diesseit der Pyrenäen liegenden Theil von Navarra, nämlich die Merindades von Pampeluna, Estella, Olite, Sanguessa und Tudela. Der jenseitige – die Merindad de ultra puertos – blieb dem Hause Albret, den Erben der Foix, kam an die Bourbons und mit dem ersten Regenten dieses Hauses, Heinrich IV., nebst dem Titel von Navarra an die französischen Könige.

Noch weit bedeutender war die Vergrösserung der spanischen Besitzungen im Auslande. Durch die 1496 erfolgte Vermälung Philipp’s von Habsburg-Oesterreich mit Johanna, der Tochter Ferdinand’s und Isabellens, war die Vereinigung der österreichischen Staaten mit dem spanischen Reiche erfolgt. 1504 wurde Neapel, 1509 Oran in Africa und von 1492 bis 1532 die neue Welt Spanien unterworfen, und so war endlich unter Karl V. jenes ungeheuere Reich gebildet, in dem die Sonne niemals untergieng, und auf welches sich das Uebergewicht des Habsburgischen Hauses im XVI. und XVII. Jahrhundert gründete. 1540 wurde auch Mailand dauernd den spanischen Besitzungen einverleibt.

1556 erfolgte die Theilung des Reichs, durch welche Karl V. die eigentlichen österreichischen Erb-Staaten – mit Ausnahme der burgundischen Lande und der Franche-Comté – nebst dem römischen Kaiserthum seinem Bruder Ferdinand überliess. Unter Karl’s Nachfolger in Spanien, Philipp II., wurden 1571 die Manilen (1520 entdeckt und nun ihm zu Ehren Philippinen genannt) besetzt, die americanischen Besitzungen immer mehr erweitert, und 1581 Portugal erobert; aber der nördliche Theil der Niederlande riss sich von der spanischen Herrschaft los. Andauernde Religions-Kriege mit den Niederländern, mit England und in Deutschland, an denen Spanien thätigen Antheil nahm, sowie die Vertreibung der Moriscos unter Philipp III., schwächten die Kräfte des Landes, das nun immer tiefer sank. 1640 trennte sich Portugal von Spanien und bildete unter Herrschaft der Braganza wieder einen eigenen Staat. 1640 gingen Artois und mehrere Grenzfestungen in den Niederlanden, 1659 die Grafschaften Roussillon mit Conflans und einem Theile von Cerdagne an Frankreich verloren, welches 1678 im Nymweger Frieden auch die Franche-Comté mit Charolais erhielt. Der 1700 erfolgte Tod Karl’s II., des Letzten der Habsburg-spanischen Linie, gab endlich das Signal zur Zersplitterung der grossen Monarchie. Nach dreizehnjährigem, durch den Utrechter Frieden beendeten Erbfolgekriege erhielt Ludwig’s XIV. Enkel, Philipp von Anjou, die spanischen Länder, von denen jedoch Minorca und Gibraltar den Engländern abgetreten werden mussten, dann die Besitzungen in Asien, Africa und America, letztere gleichfalls durch Holland und England geschmälert. Die italiänischen und niederländischen Provinzen fielen theils an die deutsche Linie des Hauses Habsburg, theils an Savoyen; doch erhielt Philipp V. für seinen Sohn Carlos, und somit die spanisch-Bourbonische Linie, 1736 Neapel und Sicilien als abgesondertes Königreich wieder zurück, und Ferdinand VI. erwarb seinem Halbbruder Philipp 1748 die Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla. 1782 räumten auch die Engländer Minorca wieder.

Die im grossen französisch-spanischen Kriege von 1808 bis 1814, sowie die in der neuesten Zeit merkwürdig gewordenen Orte sind auf dem Blatte vermerkt.

Portugal hatte in den letzten Jahren des XV. Jahrhunderts, besonders aber in den ersten Decennien des XVI., gleichzeitig mit den Eroberungen der Spanier in der neuen Welt, einen grossen Theil der Küsten von Mittel- und Süd-Africa und unter den heldenmüthigen Führern Pereira, Albuquerque und Atayde die wichtigsten Besitzungen in Arabien, Ostindien und auf dessen Inseln errungen, sowie es auch durch Pabst Alexander VI. bekannte Demarcations-Linie und durch Cabral’s Entdeckung von Brasilien 1500 diesen herrlichen Antheil der neuen Welt erhielt, dessen Werth jedoch erst gegen Ende des XVI. Jahrhunderts gehörig erkannt und benutzt wurde.

Die Hauptzüge der Geschichte Portugals sind bereits bei Spanien aufgeführt worden, und bleibt hier nur noch nachzuholen, dass das transmarine Algarbe nach dem Tode Sebastian’s bis auf Ceuta verloren gieng, und diese Stadt auch bei der Thronbesteigung der Braganza bei Spanien blieb, dem auch die wichtige Grenzfestung Olivença 1801 abgetreten werden musste.