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Statistische Darstellung des Kreises Borken/II. Physiographische Skizze

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« I. Territorium Statistische Darstellung des Kreises Borken III. Klimatische Beschaffenheit »
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II. Physiographische Skizze.

Die Oberfläche ist größtentheils eben, wird jedoch von einigen Hügelreihen durchschnitten, von denen folgende zu nennen sind.

1. Die hohe Mark in der südöstlichen Ecke des Kreises, in den Gemeinden Großreken, Kleinreken und Hülsten, aus welcher sie in die Gemeinden Haltern, Kreises Coesfeld, und Lembeck, Kreis Recklinghausen, übergeht. In ihrer Unterlage gehört sie der Kreideformation an, hat in ihrem Alluvium Sand, Lehm, nesterweise vorkommenden Quarz und Sandstein, verflacht sich sanft gegen Westen mit einer mergelhaltigen Oberfläche und ist bis zur Kreisgrenze meist nur mit Kiefern bestanden. Ihre Höhe über der Meeresfläche mag in hiesigem Kreise etwa 60–100 Fuß betragen, erreicht jedoch in ihrem höchsten Punkte im Kreise Coesfeld, dem Granatberge, eine Höhe von 400 Fuß. An die hohe Mark anschließend und von derselben Formation sind

2. die Lüns- oder Borkenberge, welche zwischen Borken und Gemen ihren Anfang nehmen, sich in östlicher Richtung nach Velen ziehen, südlich die Gemeinde Heiden durchschneiden und sich an die hohe Mark anschließen. Sie bestehen aus sterilem Sande und nesterweise vorkommenden leberfarbigen, zum Theil oxydirten Eisensteinen. Ihre Oberfläche ist meistens Ödland und nur theilweise mit Kiefern bestanden.

3. Eine nach Westen abgeflachte Hügelkette, die Berge, nimmt in der Gemeinde Biemenfort, Amts Liedern, ihren Anfang, zieht sich in südlicher Richtung durch das Amt Dingden und geht in die Gemeinde Brünen, Kreises Rees, über, indeß sie nördlich mit einem Zweige sich in das Amt Rhede erstreckt. Sand mit wenig bindenden Theilen und vorkommende ganz weiße Kiesgerölle bilden das Alluvium. Die Höhen sind meistens mit Kiefern bestanden, wogegen die östlichen und westlichen sanften Abhänge größtentheils der Ackerkultur angehören.

| 4. Eine unbedeutende Hügelkette, welche die Gemeinde Raesfeld von Norden nach Süden durchschneidet, an der Grenze von Brünen endigt, aus Sand mit Lehmtheilen und Quarzgeröllen besteht, ist sowohl zum Ackerbau als zur Holzkultur geeignet.

Gewässer großer Art, als Seen und Ströme, sind nicht vorhanden, sondern nur einige Flüsse, welche mehrere Bäche und Entwässerungs-Gräben aufnehmen. Hauptfluß ist die Aa, welche in der Nähe von Velen aus der Vereinigung des Bruch- und Thesingbaches, welche aus dem Kreise Koesfeld kommen, entsteht. Sie durchschneidet den Kreis von Osten nach Westen, geht bei Velen, Ramsdorf, Gemen, Krechting, Bocholt vorbei und tritt bei der Oberförsterei in der Gemeinde Anholt in das Königreich der Niederlande. Die Regulirung derselben hat durch die Polizei-Verordnung vom 4. Februar 1862 stattgefunden. Sie nimmt mehrere kleine Bäche und Entwässerungsgräben auf, unter denen vorzugsweise zu merken sind: der Wieningbach, Meslingbach, Fellbach, Döringsbach, die kleine Aa, der Mengeringbach, der Rümpingbach, der Vardingholter- oder Rhedeschebach, der Kettlen- oder Kepplenbach, der Pliestrang und der Holtwickerbach. Die Aa ist auf preußischem Gebiete nicht schiffbar, und wird dies erst in der niederländischen Provinz Gelderland, nachdem sie die Issel aufgenommen hat. Diese entspringt auf der Grenze der Gemeinde Raesfeld, tritt bei Müllmann in die Gemeinde Brünen, theilt sich in der Gemeinde Ringenberg in zwei Arme (Binnenissel und kleine Issel), von welchen der letztere den Seegraben und die Wasserleitung aufnimmt, bildet sodann die Grenze des Amtes Dingden, vereinigt sich auf der Grenze von Mussum und Wertherbruch wieder mit der Binnenissel, bildet nun die Kreisgrenze der Gemeinden Mussum, Werth und Anholt, durchfließt einen Theil der letztern und tritt in der äußersten westlichen Spitze derselben in die niederländische Provinz Gelderland. In ihrem Laufe nimmt sie auf den Raesfelder Mühlenbach, den Lohbach, den Köper- oder Winzelbach, den Stapelbach, den Königsbach, den Mumbeckerbach, den Beltingbach, den Soderbach, die alte Aa, die Heggen-Aa, den Mühlenbach oder Wiemerstrang und den Regniterstrang. Der Heubach entspringt im Kreise Coesfeld, bildet dann die Grenze zwischen diesem und dem Kreise Borken, nimmt verschiedene kleine Bäche auf, vereinigt sich in der Gemeinde Hülsten mit dem Boombache und verläßt in südöstlicher Richtung den Kreis.

Ausgedehnte Sümpfe und Moräste sind nicht vorhanden, da die Torfmoore in den Ämtern Heiden, Reken, Marbeck, Rhede, Dingden und Liedern als solche nicht betrachtet werden können. Von denselben sind jedoch zu erwähnen, das schwarze und das weiße Venn in der Gemeinde Heiden, ersteres 867 Morgen, das andere 1188 Morgen Fläche enthaltend; das schwarze und das weiße Venn in der Gemeinde Groß-Reken, ersteres 480, das andere 1384 Morgen, daselbst ferner das Dover-Venn 552 Morgen und das alte Venn 176 Morgen; das schwarze und das weiße Venn in der Gemeinde Hülsten, ersteres 1790 Morgen, das andere 879 Morgen groß, und das Reyering-Venn, groß 546 Morgen, in der Gemeinde Barlo, Amts Liedern.


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