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Statistische Darstellung des Kreises Borken/III. Klimatische Beschaffenheit

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« II. Physiographische Skizze Statistische Darstellung des Kreises Borken IV. Bevölkerung »
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III. Klimatische Beschaffenheit.
Eine besondere Verschiedenheit der klimatischen Verhältnisse innerhalb des Kreises findet nicht statt. Ihre Beschaffenheit ist im Allgemeinen mehr feucht als trocken, dabei sehr veränderlich, so daß die Temperatur oft von der Wärme zur Kälte, und umgekehrt, übergeht und alle damit in Verbindung stehende Witterungswechsel in kurzen Zeiträumen eintreten. Die Veränderlichkeit zeigt sich vorherrschend im Frühling und im Herbste, in welchen Jahreszeiten auch der Niederschlag am häufigsten stattfindet. In den andern Jahreszeiten ist ein solcher Witterungswechsel seltener, wozu die Umwandlung| vieler Forstgrundstücke in Acker, Wiese und Weide mit beitragen mag, weil dadurch die Luftströmungen aus Norden und Osten, welche in diesen Jahreszeiten vorherrschen, freier geworden sind. Eine unangenehme Naturerscheinung ist der Haar- oder Höhenrauch[WS 1]. Dieser zeigt sich gewöhnlich von der Mitte des Monats Mai bis zum Juli und übt einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die Vegetation aus, da mit seinem Erscheinen, gewöhnlich bei Nord- und Nordostwind, eine große Dürre eintritt, viel Wärmestoff gebunden wird und der Rauch selbst auf die Blüthen und die Entwicklung der Pflanzen sehr ungünstig einwirkt. Gewitter sind in dieser Zeit selten, und es scheint, daß diese durch den Höhenrauch im Entstehen zersetzt werden. Gewitter sind hier überhaupt nicht sehr häufig, doch ist dies nicht jedes Jahr gleich. Übrigens hat der östliche, höher gelegene Kreistheil am meisten von Gewittern zu leiden, besonders dann, wenn sie von Hagel begleitet sind, namentlich die Gemeinden Velen und Nordvelen, zum Theil auch Borken, Marbeck und Raesfeld, wogegen der westliche selten oder gar nicht von nachtheiligen Hagelschauern betroffen wird.

Die durch die kalte Jahreszeit unterbrochene Vegetation beginnt oft schon wieder im Februar, gewöhnlich aber im März, wo auch die Frühlingsbestellung der Äcker anhebt. Schon im März, hauptsächlich jedoch im April werden die Kartoffeln gepflanzt, Gerste und Hafer, und im Mai bis Anfangs Juni der Buchweizen gesäet. Ende Juli beginnt die Roggenernte, welcher im August die Weizenernte folgt, darnach die der Gerste, des Hafers und des Buchweizens bis in die erste Hälfte des Monats September. In diesem Monat beginnt dann auch die Bestellung der Wintersaat, welche sich bis Ende October erstreckt und hauptsächlich in Roggen besteht, da Weizenboden im Kreise wenig vorhanden ist. Der erste Schnitt der zweischürigen Wiesen, deren jedoch nur wenige sind, beginnt gewöhnlich im Juni und ist vor der Roggenernte eingescheuert; der zweite Schnitt findet im September statt, und der der einschürigen im August.


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Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zur Erläuterung sei auf den Artikel Höhenrauch in der Wikipedia verwiesen.